Politische Bildung für Öko-Gemüse

■ Neue Erzeuger- und Verbrauchergenossenschaft gegründet / Ab November Stände auf Bremer Wochenmärkten / Genossenschafter diskutierten Vermarktungschancen

„Die Chancen, Gegenmacht-Entwürfe zu entwickeln, liegen in kleinen, überschaubaren Bereichen. Dort, wo sich Leute trauen, kann man ansetzen und neue Gemeinschaften schaffen“, faßte der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, Herbert Wulfekuhl, gestern die politische Bedeutung von Genossenschaften zusammen. In der letzten Woche ist mit der Gründung der Erzeuger- und Verbrauchergenossenschaft (EVG) Bremen ein Schritt in diese Richtung getan worden.

Selbstbestimmtes Handeln, Arbeiten und Leben stehen im Vordergrund. Dem Bedürfnis des Öko-Bauern nach Absatz seiner Produkte soll ebenso Rechnung getragen werden wie dem Bedürfnis des Verbrauchers nach gesunden Lebensmitteln. Dies soll durch die Zusammenfassung von Produzenten und Konsumenten in kleinen, dezentralen Selbsthilfegenossenschaften erreicht werden. Anfang November soll es die ersten Genossenschaftsstände auf Bremer Wochenmärkten geben.

„Die Vermarktung selbst in die Hand nehmen“ war denn auch das Motto einer Tagung der Erzeu

ger- und Verbraucherinitiative Bremen am Wochenende. Unterstützt und finanziert von der Landeszentrale für politische Bildung wurden Erfahrungen bereits bestehender EVGs ausgetauscht, Chancen und Probleme der Genossenschaftsform diskutiert. Besonderes Problem solcher Genossenschaften: Die Förderung und Finanzierung durch Verbände und Staat. Zum Abschluß der Tagung ging es gestern genau um diese Fragen. Kein Wunder also, daß die 15 Gründungsmitglieder der EVG Bremen, darunter drei Erzeuger und das Rhizom-Projekt, besonders interessiert an der Veranstaltung waren.

Für die neu gegründete Genossenschaft soll finanzielle Hilfe vom Senator für Arbeit kommen. Wie der Referent des Arbeitssenators, Blanke, erläuterte, können über das Förderprogramm für erwerbswirtschaftliche Initiativen Kredite vergeben werden. Blanke: „Ich wünsche der EVG, daß sie ihre Ziele erreicht.“ Beratung und Betreuung in allen juristischen und betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten erhält die neue Genossenschaft vom Revi

sionsverband deutscher Konsumgenossenschaften. Er übernimmt auch die Gründungsprüfung, eine Art Wirtschaftlichkeitsprüfung, von der die weitere Existenz der Genossenschaft abhängt. Als Vermittler zwischen alten und neuen Genossenschaften und im Rahmen von Öffentlichkeitsarbeit bietet der Verein zur Förderung des Genossenschaftsgedankens seine Unterstützung an. Auch Herbert Wulfekuhl sieht eine Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen Landeszentrale für Politische Bildung und EVG Bremen im Bereich der lokalen Öffentlichkeitsarbeit, „um einen Mitgliederzuwachs für die Genossenschaft zu erreichen.“

Die Mitglieder der EVG Bremen strahlten denn auch Zuversicht für ihr Vorhaben aus und hoffen, daß sich noch mehr Leute ihrer Genossenschaftsidee anschließen. Wer dies will, sollte ab 5. 11 auf ihren Informations- und Verkaufsstand auf dem Domshof achten. Oder am 11.11. um 20:00 Uhr das Plenum der Genossenschaft im Lagerhaus Schildstraße besuchen.

Claudia Jokisch