RHYTHMUSPROPROPROBLEME

■ Senatsrockwettbewerb 1.Teil mit 'Plan B‘, 'Larry Speaks‘ und 'No Harms‘

Wiglaf Droste ist ein Arschloch. Oder er macht sich zu einem. Manchmal. Wenn er meint, jemanden in die Pfanne hauen zu müssen, in der er selber sitzt.

Beim ersten Abend des diesjährigen Rockwettbewerbs versammelte sich die Jury bis auf zwei Ausnahmen um ihren Stammtisch und gab einer betroffenen Mitjurorin Statements zu unserem Wiglaf ab, was nur Ausdruck einer kleinen Idee ist, die aufgeregte Spatzenhirne gebären.

Andere Juroren hingegen tragen ihre Ausweise vom letzten Jahr wie eine Reliquie in der Brieftasche, um sie gegen eine neue einzutauschen. Es ist eben eine verschworene, inzestuöse Gemeinschaft, die über Wohl und Wehe zu entscheiden hat, unabhängig und nur ihrem eigenen Gewissen verpflichtet.

Plan B jedenfalls, wie Manfred Fischer als Senatsbeauftragter ohne Chance bei den JurorInnen, weil zu alt und über ihren Zenit hinaus, sind eine vierköpfige Combo, die von sich selbst so überzeugt sind, daß der Sänger den Gitarristen Hans als besten Gitarristen zwischen Moskau und Hannover zu bezeichnen beliebt. Rock spielen können sie durchaus, und nach den zwei ersten druckvollen Stücken, die Anlaß gaben, vor der Bühne Pogo zu tanzen, verließ sie der schnelle Rhythmus des Beginns, und sie wurden eine weitere durchschnittliche Kapelle, die ihr Soll herunterspielt von Rock und Roll, ohne daß der Funken überspringt, der ausschlaggebend für Extase ist. Man nimmt zur Kenntnis, daß sie gute Handwerker sind, die in der Lage sind, beim Rock'n Roll Wettwerb die musikalische Untermalung abzugeben. Wenn sie sich doch nur beschränken würden, das vorhandene Material gut zu spielen wie in der letzten Nummer der Zugabe bei Can't buy me love... und nicht zwanghaft eigene Stücke zu produzieren, die ihre Vorbilder keinesfalls erreichen.

Larry Speaks mit Gitarre, Baß und Schlagzeug als zweite Gruppe des Abends entpuppten sich als die anspruchsvollste Gruppe, die ihrem eigenen Anspruch kaum gerecht werden konnten, weil das Trio zu unterschiedlich besetzt ist, der Bassist dem Gitarristen und Sänger die Show stiehlt, und auch sie vergeblich versuchen, einen Stil zu finden, der sie in der Masse des musikalischen Angebots unverwechselbar macht. Man hört immer mal wieder diese Gruppe und jene Phrase und weiß, daß ZZ Top sich nicht verläppern, wenn sie erst einmal auf Touren gekommen sind.

No Harms als letzte Gruppe, ebenfalls ein Trio, gleichfalls ohne Aufputschmittel aus den elektronischen Gefilden des Synthesizers vermochten den Eindruck nicht zu verwischen, daß die Bemühungen jungen Leute, über die Bedienung von Instrumenten ihre Selbstverwirklichung zu erreichen, nur selten von Erfolg gekrönt sind. Das ist alles ganz schön gut, sauber und schön, das ist artig, das ist ordentlich geübt und gerade deshalb schrecklich langweilig, weil es inzwischen tausendmal gehört und tausendmal ist nichts passiert, weil nicht zu erleben ist, daß die Jungs da oben wirklich etwas Neues zu sagen haben, was nicht schon längst weggespielt worden ist.

Die Zukunft des Senatsrockwettbewerbs als Nachwuchskontrolle könnte wahrscheinlich nur so aussehen, daß man den ausgewählten Gruppen maximal fünf Stücke vorgibt, die sie zu interpretieren haben und man „objektive“ Vergleiche ob ihres musikalischen Könnens anstellen kann, oder man bittet die Jury auf die Bühne und zelebriert den Wettbewerb nach Art der amerikanischen „Gong Show“, bei der die Gruppen von jedem Jurymitglied nach Belieben ausgegongt werden kann, wenn sie seinem/ihrem Geschmack nicht entspricht, und das entsprechende Mitglied seine Begründung öffentlich und unmittelbar zu vertreten hat.

Qpferdach

Heute abend um 20 Uhr spielt Cernota im Loft SATIE