Vom Nachttisch geräumt: KARTEN

Die französische Revolution hat nicht nur den König enthauptet, Staat und Gesellschaft über den Haufen geworfen, sondern auch die Spielkarten radikal zu verändern versucht. Was sollte eine Republik mit König, Dame, Bube? Das waren Figuren einer höfischen Etikette. Weg mit ihnen. An ihrer Stelle hießen die Karten jetzt „Genie du Commerce“, „Liberte“, „Egalite“. Freilich nicht lange. Die bourgeoise Demokratie des Kartenspiels hielt nicht einmal die ganze Republik durch. Und nach dem Kaiserreich hat man nie wieder von einer Karte „Genie du Commerce“ gehört, so sehr unter Louis Philippe dann gerade auf sie gesetzt wurde. Stattdessen kam man nach dem Wiener Kongreß, als die Revolution nicht mehr als ein Spuk gewesen zu sein schien, mit Kartenspielen heraus, die die regierenden Häupter zeigten. Detlef Hoffmann und Margot Dietrich haben Kapitel aus der Geschichte des Kartenspiels zwischen 1789 und 1871 aufgeschrieben und in einem opulent ausgestatteten Band veröffentlicht. Er diente als Katalog zu einer Ausstellung im deutschen Kartenmuseum in 7022 Leinfelden-Echterdingen, Schönbuchstraße 32, im Keller der Grundschule Leinfelden -Süd.

Detlef Hoffmann, Margot Dietrich: Geschichte auf Spielkarten 1789-1871, Edition Cantz, 338 Seiten, zahlreiche s/w und farbige Abbildungen, 68,-DM