Die Sendung mit dem Mofa

■ Die Filmemacher Klaus Schrader und Paul Oberle haben einen Film gemacht, dessen Ansatz sie bei unserem Kritiker abgeguckt haben: Immer hart auf die Grasnarbe

Wer wie die beiden Filmemacher Klaus Schrader und Paul Oberle schon dreizehn Kurzfilme für die WDR-Kinderredaktion „Die Sendung mit der Maus“ und fünf Kurzfilme für die WDR -Frauenredaktion produziert hat, der hat das Zeug zum problematisch-orientierten-Randgruppen-Film mit edukativem Lernfortsatz. So gewappnet schickten sich die beiden an, den Motorradfilm „Ride hard live free“ zu produzieren. Ein Film, wie sie im schönsten Sozialpädagogen-Deutsch sagen, der Menschen in ihrer enthusiastischen, oft irrealen Beziehung

zu ihrem Mottorad zeigen will.

Tja, will... Aber was rüber kommt, ist was anderes. Als ich meine erste Mofa mal knipsen wollte, hab ich mich mit meiner Kodak Instamatik ganz fürchterlich hart auf die Grasnarbe gelegt, die Mofa so hingestellt, daß viel Himmel und viel Mofa schön mit viel dick Vorderrad drauf ist. Und damit alles sich von unten irgendwie nach oben perspektivisch schön verflüchtigt, habe ich das ganze Arrangement von möglichst weit unten abgeknipst. Im übrigen haben das alle meine Kumpels mit ihren Mofas damals

so gemacht. Einer hat seine alte Zündapp sogar auf Super 8 gebracht (auch so von unten...).

Nach 17 Jahren kommt ein Film ins Kino, wo zwei Filmemacher sich genau dieser Aufnahmetechnik bedienen. Alle Achtung! Immer hart weg von der Grasnarbe, rauf auf die Mopeds. Dazu Musik: „Born to be wilde“, „Heavy Shit“ und „Highway Song“. Der Film schnippelt alle handelsüblichen Klischees zusammen und setzt sie mit sozialpädagogischer Trotzhaltung zu einem 80-Minuten-Streifen zusammen. Beispiele: Moped fahren ist zwar

schön, aber gefährlich..., Moped fahren ist reine Männersache, obwohl, es gibt auch Frauen..., das sind doch alles Rocker, bis auf Jürgen, der arbeitet bei der Sparkasse.... Was dieser Dokumentarfilm im besten Fall dokumentiert, ist die Einfallslosigkeit ihrer Macher, sich so ein Thema durch die Linse gehen zu lassen. Die sehenswertesten Passagen des Filmes sind, in denen die Macher scheinbar keinen Einfluss mehr auf ihre auftretenden Akteure haben. Da johlt zum Beispiel ein des Bourbons seeliger Altrocker ein Hallelujah auf seine alte Harley in die Kamera, ohne durch eine der vielen Slapstickeinlagen unterbrochen zu werden.

Für ihre weitere berufliche Zukunft wünsche ich aber den zwei Filmemachern noch viele Sendungen mit der Maus, aber keine mehr mit Mopeds.

Til Mette

Cinema, 28., 29., 30.10, 19 Uhr; 30., 1.+ 2.11., 23 Uhr