Musik gegen die Tristesse

■ Akustische Warmmacher für graue November-Abende / Eine Konzertvorschau

Der graueste aller Monate steht uns bevor, mit Nebel und viel Nässe. Eine Zeit, in der man sich am liebsten bei Kerzenlicht, Tee und wärmenden Kissen ins wohlige Heim zurückzieht. Aber selbst die heimeligste Atmosphäre kann dröge werden, wenn man sie überstrapaziert. Also: Abwechslung tut gut, und die guten, alten akustischen Instrumente hatten schon immer den wärmsten Klang!

Der Einstieg könnte nicht besser sein als bei Musik aus Südamerika: ein Ignorant, wem da nicht warm ums Herz wird. Z.B. beim Bandoneonvirtuosen Louis de Matteo, der beileibe kein Tangopurist ist (4.11., BGH Weserterrassen), oder beim Tango Trio Hugo Diaz, ebenfalls aus Uruguay stammend (Lehe-Treff BHV, ebenfalls am 4.11.). Die brasilianische Fraktion ziehts am gleichen Abend wohl eher ins Dix‘, wo das Quinteto Violado traditionelle Töne mit zeitgenössischem Pop und Jazz verbindet.

Als Gitarrero mit manchen Tricks und Kniffen entpuppt sich Martin C. Herberg, der trotz vielfältigstem Repertoire eine besondere Vorliebe für alte Stones-oder Beatlestitel hegt (7.11., Findorffer). Und ins warme Louisiana kann man sich von Nouvelle France und ihrer Cajun-und Zydeco-Musik versetzen lassen (11.11., Dix‘).

Zumindest den Älteren unter uns, deren Erinnerungsvermögen noch nicht postmodern getrübt ist, könnten Schmuddelkinder und Pflaumenbäume etwas bedeuten - Franz-Josef Degenhardt wird mitsamt Band sicher auch nostalgische Bedürfnisse zu befriedigen wissen (12. und 13.11., Packhaus). Zeitgeistgemäßer kommen da schon die Accordions go crazy daher: sechs verrückte Engländer, deren Vorliebe die gute, alte Schweineorgel ist, mit der sie einen wilden Trip durch allerlei ethnische Gefilde vollführen. Aber keine Panik: Sie bringen auch noch ein paar andere Instrumente mit (15.11., Packhaus).

Freunde des akustischen Blues-Rocks bedient die Amerikanerin Cindy Peress, die ausnahmsweise mal nicht in ihrem Bremer Stammlokal auftritt (17.11., BGH Vegesack), während im Umland Lydie Auvray ihren französisch angehauchten Akkordeon Pop (18.11. Jahnhalle Nordenham) und Wild Geese ihren Irish Folk unters Volk bringen (18.11., Pumpwerk, WHV).

Und noch einer taucht als Reminiszenz an vergangene Zeiten wieder auf: Klaus der Geiger, seines Zeichens anarchistisch angehauchter Straßenmusiker, versucht sich anno 88 zusammen mit Sohn und einem Saxophonisten zur Abwechslung einmal auf der Bühne (23.11., Lagerhaus und 24.11. Alhambra, OL). Geigentöne anderer Art erklingen beim Trio Farfarello, das sich an einer verpopten Fusion aus allem Möglichen versucht (25.11., Pumpwerk WHV).

Der Geheimtip für Exotenfans kommt im November aus dem heißen Ägypten: Cheikh Ahmed Muhammad Barrayn ist ein blinder Sufi-Sänger, der sich ausschließlich von verschiedenen Trommeln begleiten läßt (28.11., Übersee -Museum). Wem das immer noch nicht langt, der sollte sich den Auftritt von Salif Keita im Kalender anstreichen: neben Youssou N'Dour die heißeste Stimme aus dem westlichen Afrika (21.11., Fabrik HH)!

JÜS