Jugend gegen Jugendplan

■ Jugendverbände kritisieren den ersten Entwurf des Bremer Jugendplans für die Jahre 1989-91 / Deputierte zeigten kein Interesse an Hearing

Für die Bremer Jugendarbeit gibt es einen Plan - den Jugendplan. Der jüngste wurde am vergangenen Wochenende auf einem Hearing der Jugendverbände diskutiert. „Der Jugendplan zeigt keine Perspektiven für die Jugendpolitik der 90er Jahre auf, er ist lediglich ein Überblickskatalog über die Aufgabenbereiche, die der Jugend-und Sozialsenator zur Zeit zu fördern gedenkt“, so lautet das traurige Fazit der Jugendverbände.

Dabei lagen die Forderungen der Jugendverbände seit langem auf dem Tisch: demokratische Entscheidungsstruktur in der Jugendhilfe, verbindliche Förderung und Absicherung der freien Jugendarbeit, Erhalt der Autono

mie der Jugendverbände. Doch keine dieser Forderungen werde im vorliegenden Jugendplan für die Jahre 89-91 berücksichtigt, so die Kritik. Selbst seiner Absicht, die jugendpolitische Diskussion transparent zu machen und damit Jugendhilfe offensiv neu zu bestimmen werde er nicht gerecht.

Außer Senator Scherf hatten sich nur drei der vierzehn Mitglieder der Jugendhilfe-Deputation beteiligt. Axel Hillmann von der Jugendinitiative Sielwallhaus konkretisierte die Kritik: „Wir vom Sielwallhaus wollen eine generelle Bezuschussung für Verbände - eine verbindliche Zusage von Geldern, über die die jeweilige Einrichtung selbstbestimmt entscheiden kann. Z.B.

machen wir gerade einen Jugendaustausch mit Basken. Wir können zwar Gelder aus dem Topf für Internationalen Jugendaustausch beantragen. Ist der aber gerade leer, gibt's nichts. Daran können Projekte theoretisch sterben.“

Eine Entscheidungsbeteiligung der Jugendverbände an der Richtliniengestaltung, der Mittelvergabe usw. könnte diese Strukturen verändern helfen. „Daß der Senat kein Geld hat, nun gut, aber Mitbestimmung kostet kein Geld“, meint Axel Hillmann.

Auch die inhaltliche Absicherung der freien Jugendarbeit ist gefährdet. Von den Trägern der Jugendarbeit wird erwartet, daß sie sich verstärkt um die Pro

bleme arbeitsloser Jugendlicher kümmern. Im Klartext: Für Ausbildungsprojekte gibt es Geld, für kulturelle Aktivitäten Jugendlicher nicht. Die Sielwallhausinitiative dazu: „Wir sind als Sielwallhaus doch kein Teil der kommunalen Sozial -und Arbeitsverwaltung. Wir sind ein freiwilliger Zusammenschluß von Jugendlichen, eine freie Organisation, die sich ihre Aufgaben und Tätigkeiten schafft.“

Bis zur Verabschiedung des neuen Bremer Jugendplanes im Dezember bleibt noch Zeit, Vorstellungen und Vorschläge der Jugendverbände über eine öffentliche jugendpolitische Diskussion in den Entwurf einzuarbeiten.

Claudia Jokisch