DVU-Chef will in Bremen sprechen

■ Aufruf zur Gegendemonstration am Sonntag / Ausländerfeindliche Flugblatt-Fälschung

Die rechtsextreme „Deutsche Volksunion - Liste D“ beginnt am Sonntag in Bremen ihren Europawahlkampf. Dann will der münchener Parteivorsitzende Gerhard Frey eine Rede zum Thema „Deutschland oder Europa - Lebensfrage für unser Volk“ halten. Da er jedoch - wohl zu Recht - damit rechnet, daß diese Veranstaltung im Bremer Volk entschiedene GegnerInnen finden wird, teilt die DVU den Ort der deutsch-nationalen Versammlung nicht mit. In einem Rundbrief wird lediglich mitgeteilt, daß „bis spätestens 12 Uhr“ ein Reisebus vor dem Hauptbahnhof warten wird, „der Sie zum Versammlungslokal fährt.“ „Halten Sie sich bitte im Bereich des Blumengeschäfts vor dem Hauptbahnhof auf,“ heißt es weiter.

Dieser Empfehlung wollen auch Bremer AntifaschistInnen folgen. Sie haben sich für 11:15 Uhr am Pavillon des Verkehrs-Vereins auf dem Bahnhofsvorplatz verabredet. Auch in Bremerhaven soll „bis spätestens 11:30 Uhr“ ein Reisebus vor dem Hauptbahnhof warten.

Während am Sonntag AntifaschistInnen auf ihre Art der „Einladung“ von Rechtsextremisten folgen wollen, versuchten es in den vergangenen Tagen ausländerfeindliche Rechtsextreme umgekehrt: Sie bedienten sich einer Errungenschaft spontaneistisch-alternativer Gegenkultur und fälschten ein Flugblatt. „Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen“, heißt es in der per Post verschickten Fälschung, „wir vom Ausländer-Kommitee der Grünen wenden uns mit diesem Schreiben an Sie und hoffen, daß Sie uns helfen werden.“

Doch schon im nächsten Absatz enttarnt sich die rassistische Sprache der anonymen Urheber des Anschreibens. Dort heißt es: „Durch die ständig steigende Asylantenflut suchen wir Mitbürger, die über genügend Wohnraum verfügen, um für einige Wochen Asylanten aufzunehmen.“ Und schließlich folgt der Hinweis: „Noch in dieser Legislaturperiode wird ein Gesetz verabschiedet werden, daß es der Bundesregierung ermöglicht, zur Not auch zwangseinzuweisen. Doch soweit soll es nicht kommen, darum helfen Sie uns...“ Darunter stehen Name und Telefonnummer des Grünen Landesverbandes.

Die so angeschriebenen BremerInnen scheinen die Fälschung als Fälschung erkannt zu haben - bis gestern ging kein einziger Anruf bei den Grünen ein. An anderer Stelle scheint das politische Bewußtsein jedoch weniger weit entwickelt: Die Frankfurter Oberpostdirektion öffnete einen unzustellbaren Brief mit dem gefälschten Inhalt - und schickte ihn prompt „zurück an den Absender“. Erst durch diese „Amtshilfe“ wurden die Bremer Grünen auf die ausländerfeindliche Fälschung aufmerksam - und dementierten umgehend die Urheberschaft .

Ase