piwik no script img

Tornado-Deal: Israel und USA haben mitgemischt

Internationaler Kuhhandel um Tornado-Export / US-Außenminister dafür / Israel hat nichts dagegen / Deutsche Finanziers auf Ausstiegskurs / taz gefährdet Arbeitsplätze bei MBB  ■  Von Vera Gaserow

Berlin (taz) - Die umstrittene Lieferung von acht Tornado -Flugzeugen an Jordanien ist offenbar international auf höchster Ebene entschieden worden. Bevor das geheimgehaltene Rüstungsgeschäft über eine taz-Veröffentlichung zum öffentlichen Skandal wurde, hat es darüber Konsultationen zwischen dem US-Außenministerium und dem israelischen Auswärtigen Amt gegeben. Der amerikanische Außenminister Shultz soll zudem in einem Brief an seinen Amtskollegen Genscher ein solches Rüstungsgeschäft mit Jordanien ausdrücklich begrüßt haben. So jedenfalls heißt es aus der Zentrale des Münchner Rüstungskonzerns Messerschmitt-Bölkow -Blohm (MBB), der mit seinen Zulieferteilen maßgeblich am Tornado-Export beteiligt ist.

Die Zustimmung Washingtons sei vor folgendem Hintergrund erfolgt: Das Königreich Jordanien habe gleichzeitig Sondierungsgespräche mit Moskau über die Lieferung von sowjetischen Kampfflugzeugen geführt, erklärte ein MBB -Sprecher der taz. Daß Israel sich offenbar nicht entschieden gegen die Tornado-Lieferung an den Kriegsgegner Jordanien gewehrt hat und außerdem die US-Regierung, in bezug auf israelische Bedenken sehr sensibel, zugestimmt hat, liegt in der Logik des Rüstungs-Kuhhandels: Da erklärtermaßen weder die USA noch die Bundesrepublik direkt Waffen an potentielle Gegner des Staates Israel liefern, übernimmt Großbritannien den Schwarzen Peter. Israel wiederum bestellt zur vermeintlichen Wahrung des militärischen Gleichgewichts Rüstungsgüter in Washington und Bonn, und die Rüstungsindustrie floriert ausgewogen.

Inzwischen gilt als gesichert, daß die Bonner Kreditanstalt für Wiederaufbau den Kredit an Jordanien ablehnen wird und sich dann auch die übrigen deutschen Banken aus dem Geschäft zurückziehen werden. Kommentar des Sprechers des Bundeswirtschaftsministeriums zur taz:“ Na, da haben Sie ja etwas angerichtet!“ Das Tornado-Geschäft ist das

Tagesthema auf Seite 3

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen