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Kolumbiens Militär bricht Generalstreik

Über 1.000 Festnahmen / Massive Einschüchterung verhindert Streikerfolg / Schwerbewaffnete Soldaten patrouillieren  ■  Aus Bogota Ciro Krauthausen

Starke militärische Repression kennzeichnete am Donnerstag einen von den Gewerkschaften ausgerufenen Generalstreik in Kolumbien. Die Gewerkschaften schätzen, daß über 1.000 Menschen festgenommen wurden. Doch die hochgesteckten Erwartungen der Linken erfüllten sich nicht: Es kam zu keiner landesweiten Arbeitsniederlegung, und die meisten kolumbianischen Großstädte blieben ruhig.

Der Streik sollte einem Forderungskatalog Rückhalt verleihen, der im Mai von den Gewerkschaftszentralen CUP und CGP aufgestellt worden war: Lohnerhöhungen, Preisstopp und Auflösung der Todesschwadronen. Nach dem Scheitern von Verhandlungen mit Gewerkschaftsführern erließ die Regierung von Präsident Barco, gestützt auf den seit 1984 währenden Ausnahmezustand, eine strikte Pressezensur und drohte den Streikenden Haftstrafen von 30 bis 180 Tagen an.

In den Straßen der Hauptstadt Bogota fuhr zwar nur rund die Hälfte der Busse, doch in den Industrievierteln wurde größtenteils normal gearbeitet, die von der Regierung angedrohten Sanktionen zeigten ihre Wirkung. Ja, sie hätten bei der Urabstimmung für den Streik gestimmt, erzählte ein Arbeiter der staatlichen Telefongesellschaft. Wieso er dann arbeite? „Ganz einfach, die Betriebsleitung hat mit Hinweis auf die Regierungsdekrete allen streikenden Arbeitern die Entlassung angekündigt.“

Vom Arbeitsministerium schwärmten Inspekteure aus, um alle Betriebe des Landes auf etwaige Streikposten zu kontrollieren. Die Fabrikviertel wurden ständig von Lastwagen schwerbewaffneter Soldaten durchkreuzt, und in der Autofabrik Mazda bot die Betriebsleitung der Militärpolizei sogar eine üppige Mahlzeit. Selbst in den kämpferischen Stammvierteln der Kommunistischen Partei in Bogota tat sich nichts. Das Militär hatte vor der Haupteinfahrt fünf Panzerwagen und an jeder Ecke einen Soldaten postiert.

In den karibischen Städten bei Baranquilla und Cartagena spitzte sich der Streik nach der Festnahmen von 140 Arbeitern zu. Die Empörung der Bevölkerung führte zu dem vielleicht durchschlagendsten Erfolg des Generalstreiks: Noch am Abend waren die Städte lahmgelegt und die Strom- und Wasserversorgung wurde von den Gewerkschaften gekappt. Nach CUP-Informationen umzingelten daraufhin Soldaten das Elektrizitätswerk Baranquillas.

Wie der Generalsekratär des Bauernverbandes ANUC, Tulio Olivera, berichtete, demonstrierten im ganzen Land parallel zum Streik Hunderte von Bauern und Indianern. In Popayan wurden rund 120 Indianer festgenommen und weitere 27 werden vermißt. In der Bananenregion Uraba, wo eine 100prozentige Arbeitsniederlegung zustande kam, verübte eine Todesschwadron einen Bombenanschlag auf das Parteihaus der Linkspartei.

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