Nuklear-Handel mit Regierungshilfe

■ Hempel-Geschäftsführer Swyen vor dem Bonner Atom-Ausschuß / Ständige Kontakte und Absprachen mit dem Bundesamt für Wirtschaft schon seit fünfzehn Jahren

Bonn (taz) - Bei seinen weltweiten Geschäften mit „Schwerem Wasser“ hat sich der Düsseldorfer Nuklear-Händler Alfred Hempel offenkundig glänzender Kontakte zu deutschen Regierungsstellen bedient. Bei seiner Aussage vor dem Bonner Atom-Ausschuß betonte gestern der Geschäftsführer der Firmengruppe, Helmut Swyen: „Wir haben in ständigem Austausch mit dem Bundesamt für Wirtschaft alle Fragen diskutiert.“ Die Zulässigkeit der Firmen-Geschäfte, die im Verdacht stehen, den Atomwaffensperrvertrag verletzt zu haben, sei vom Bundeswirtschaftsministerium „unter allen Gesichtspunkten bestätigt“ und „bei diversen Gelegenheiten attestiert“ worden. Beanstandungen habe es niemals gegeben.

Der Hempel-Geschäftsführer hatte in zwei gerichtlichen Instanzen vergeblich versucht, sein Erscheinen vor dem Bonner Untersuchungsausschuß zu umgehen. Unter Berufung auf Firmengeheimnisse machte er im öffentlichem Teil der Sitzung nur allgemeine Angaben zu den Hempel-Aktivitäten. Bekannt ist bisher vor allem das Verschieben von jeweils mehreren Tonnen „Schwerem Wasser“ aus Norwegen und der UdSSR über die Schweiz nach Indien in den Jahren 1983 und 1985. Schwerwasser dient als Moderator in Natururan-Reaktoren, aus denen sich Plutonium gewinnen läßt. Dazu befragt, machte Swyen aber auch hinter verschlossenen Türen nur bruchstückhafte Aussagen, wie der Ausschuß-Vorsitzende Bachmeier (SPD) mitteilte. Der Exclusiv-Vertrag mit der UdSSR über Dienstleistungen in der Uran-Anreicherung, der der Firma einen jährlichen Umsatz bis zu 200 Mio. Mark allein aus diesem Vertrag bis ins Jahr 2000 sichert, kam bereits 1973 „mit Hilfe der Bundesregierung“ zustande, erläuterte Swyen. Ob und wie die Hempel-Geschäfte im Ausschuß weiter aufgeklärt werden, ist derzeit noch offen. Die CDU-Abgeordneten halten die Behandlung dieses Komplexes für rechtlich unzulässig. Verwundert nahmen Ausschuß -Beobachter zur Kenntnis, wie bereitwillig der neue Ausschuß -Vorsitzende Bachmeier (SPD) auf die Geheimhalte-Wünsche des Hempel-Manns einging.

C. Wiedemann