DIE QUAL DER QUAL

■ Senatsrockwettbewerb, zweite Woche: In 10 Tagen schon vergessen

Ein Jahr „positives Denken“ hat nichts genützt, war in einer Stunde zunichte gemacht. Ich kam wegen Musik und sah nur Blödsinn. Sechs Mark Eintrittsgeld im Quartier Latin bescherten: Saufgesichter, Debilgesichter, Valiumgesichter, Prügelfressen, Farbmasken, Doofrumsteher, Schwätzermäuler und Ähnliches. Therapie-Bestseller. Und ganz weit hinten, extra angestrahlt, fallen ein paar Leute auf, weil sie mit Verstärkern arbeiten.

Zum einen die Tumbling Hearts, die mir schon im Vorjahr gereicht haben, und nach der Meinung einer Jurorin noch schlechter als auf Kassette waren. Eine persönliche visuelle Schocktherapie verabreichte mir The Crew, ein vom Hocker reißendes Rhythm-and Blues-Bataillon von Pennbrüdern aus der Weddinger Eckkneipe. Nach fast 20 Jahren können den Spätgeborenen mehrmals hintereinander vorgetragene Solo -Gitarre-Orgasmen zur Raserei verhelfen. Und die besten Musiker waren noch nie Schönheiten, aber dafür garantieren sie mindestens für einen heftigen Westcoast- und Mainstream -Einschlag. Fettige Männerhaare und ZZ-Top-Bärte sind die Kassenschlager in dieser Saison.

Da konnten die volljährigen Knäblein von The What... For überhaupt nicht mithalten. Die Fans hatten die Karten schon abgegeben, die Wichtigsten waren gegangen und der Rest ließ sich dennoch mit allerbestem Sixties Beat vollpfropfen, solange sich die Hemd- und Ärmelrüschen nicht zwischen den Saiten verhakten, der Mundharmonikerfreak beim Blasen seine Haare nicht verschluckte und die Hüfthosen in Beckenhöhe stecken blieben.

Blieb nur der Weg nach oben, zur „Beletage“. An einem in der Raummitte placierten Tisch feierte eine Gang aus Männern und Frauen - in der zweiten Woche - die drei vergeudetsten Tage eines Jahres in ihrem Leben. Wiglaf Droste berichtete aus Bad Bevensen. Aus Schöneberg würgt

Connie Kolb