Sitzungs-Marathon - Viel raus kam dabei nicht

■ Eine Enquete-Kommission diskutierte fast drei Jahr über Themen wie Sportpalast, Flächennutzungsplan und eine Sportstadt für 700 Millionen - die Ergebnisse sind dürftig

Fast drei Jahre lang haben sich acht Abgeordnete aller im Senat vertretenen Parteien regelmäßig getroffen, um in einer Enquete-Kommission über „Sport und Freizeit“ zu reden. Highlights der Debatten waren Themen wie Sportpalast, 700 -Millionen-Sportstadt, Flächennutzungsplan, Sport und Umwelt und die Änderung des Sportförderungsgesetzes. Nach den jahrelangen Diskussionen legten die Abgeordneten jetzt zum Ende der Legislaturperiode ihren Abschlußbericht vor. Die Herren konnten sich immerhin parteiübergreifend auf die allgemeine Formeln einigen, daß dem Sport in Zukunft mehr politischer Raum gewährt werden soll. Ein eigenständiger Ausschuß müsse her. In diesem Zusammmenhang ist auch die Debatte um die Einsetzung eines eigenständigen „Sportsenators“ zu sehen.

Kommissions-Mitglied Manfred Preuss (CDU), der unter der Hand als erster Berliner Sportsenator gehandelt wird, brachte in seinem Bericht die CDU-Linie auf den Punkt: „Der Sport soll zunehmend neben der Kultur die Attraktivität Berlins fördern. Es muß zukünftig einen sportspezifischen Tourismus für Berlin geben.“ Nach Preuss Auffassung sei „durch die Arbeit der Kommission die Bedeutung des Sports in allen politischen Bereichen erkannt worden“. Preuss kündigte „große Taten“ seiner Partei in bezug auf den Sport an. Die CDU plane die weitere Stärkung des Leistungssports, will Landesleistungszentren und den Olympiastützpunkt ausbauen. In dieses Bild paßt, daß die CDU/FDP-Koalition die Ausstattung des Oskar-Helene-Heims mit einer Spezialstation für Leistungsträger unterstützt. Genau hier setzt die Kritik der Oppositionsparteien in der Enqete-Kommission an.

Angesichts der fortschreitenden Pervertierung des Leistungssports (Stichwort Doping) setzt die AL auf den Breitensport und kritisiert jegliche finanzielle Unterstützung der Superleister. AL-Kommissionsmitglied Hans -Jürgen Kuhn ärgert besonders die Bereitstellung von 35.000 Mark für den Ausbau des LTTC-Tennisplatzes, auf dem Steffi Graf einmal pro Jahr die Bälle hüpfen läßt. Statt dessen sollten lieber, nach Kuhns Meinung, die Schwimmbäder („Bis jetzt besser als öffentliche Bedürfnisanstalten zu bezeichnen“) renoviert werden.

Heftige Kritik aüßerten die Oppositionsmitglieder an dem überraschend zum Ende der Legislaturperiode eingebrachten CDU-Vorschlag, das Förderungsgesetz zu novellieren. Nach einer Vorschlagsliste des Landessportbundes (LSB), dem sich die CDU durchgängig anschloß, soll die Förderung des Spitzensports finanziell und institutionell ausgeweitet werden und der LSB insgesamt in seiner Position gegenüber dem vereinsungebundenen Sport aufgewertet werden.

Für Kuhn sollte das neue Gesetz besser als „Förderung der Sportorganisationen“ bezeichnet werden. Kern dagegen warf der Koalition vor, daß sie nach „vierjähriger Untätigkeit auf diesem Gebiet plötzlich eine Regelung durchpeitschen“ wolle. Die CDU-Vorstellungen betrachtet CDU-Mann Preuss dagegen als „Ergebnis der gemeinsamen Beratungen in der Kommission“.

Joop Springer