Fluß muß Fliegern weichen

■ Der Startschuß zur Ochtumverlegung: Das Flüßchen erhält auf fünf Kilometern ein neues Bett / Voraussetzung für die Verlängerung der Flughafen-Startbahn

Die Ochtum ist ein kleines Flüßchen, das sich, an Delmenhorst vorbei, durch Bremen-Grolland schlängelt. Doch die Ochtum hat einen Fehler: Sie fließt unmittelbar am Bremer Flughafen vorbei. Damit die landenden Flugzeuge ausreichend Sicherheitszone vor dem Ochtum-Deich haben, ist die 2034 Meter lange Landebahn nur auf 1740 Metern nutzbar. Die Sperrung der letzten dreihundert Meter wurde bereits 1960 verfügt. Vor fünfzehn Jahren beschloß der Senat daher die Verlegung der Ochtum, um die Landebahn voll nutzbar zu machen.

Heute nun rollen die ersten Baufahrzeuge und bereits im März 1990 sollen die 90 Millionen Mark teuren Baumaßnahmen abgeschlossen sein.

„Ein historisches Ereignis“, jubelte gestern Flughafendirektor Manfred Ernst, nachdem Häfensenator Konrad Kunick die Ausbaupläne vorgestellt hatte. Auf gut 5 Kilometer Länge erhält die Ochtum ein völlig neues Flußbett. Der neue Flußlauf soll entsprechend ökologischer Kriterien gestaltet werden. Auf Uferbefestigungen wird daher weitgehend verzichtet.

Eine Erhöhung des Fluglärms soll es nach einem Lärmschutz gutachten nicht geben, zumindest nicht bei den einzelnen Starts- und Landungen. Aber die Anzahl der Flugbewegungen, daran lassen die Prognosen keinen Zweifel, werden weiterhin steigen. Für die Anwohner gibt es daher ein kleines Trostpflästerchen. 1,5 Millionen Mark sollen im Zusammenhang mit der Ochtumverlegung für Lärmschutzmaßnahmen ausgeben werden. Auf Antrag können sich HausbesitzerInnen neue Fenster finanzieren lassen. Darüberhinaus soll die Schwä

bisch-Hall-Siedlung mit einem Schutzwall vom Flughafen abgeschottet werden.

„Jeden Tag kann etwas passieren“, begründete Ernst gestern die Maßnahme noch einmal mit mangelhafter Sicherheit. Doch dies ist nicht der Grund für die plötzliche Eile. Die Flughafen-Ausbau-Planer stehen vielmehr unter Termindruck, seit beschlossem ist, die Start- und Landebahn für den Abbau des Airbusflügels zu verlängern. Dafür ist die Verlegung der Ochtum unabdingbar.

Holger Bruns-Kösters