Provisorium statt Beton

■ Ein Vorschlag für das Gestapo-Gelände

Festgemauert in der Erde stellen sich die Bewältiger das nicht zu Bewältigende vor. Und wieder muß man die Gründlichkeit befürchten, die allen Vorschlägen als Antwort auf die Gründlichkeit anhaftet, mit denen wir den Holocaust an Juden, Sintis, Kommunisten, Andersdenkenden und Andersseienden betrieben haben.

Kommt denn keiner mehr auf den Gedanken, daß wir die übergroße Schuld nicht mit übergroßen, monumentalen Mahnmalen zu dokumentieren haben? Ist es denn niemandem mehr einsichtig, daß man so etwas in aller Bescheidenheit auch damit schaffen kann auf dem ehemaligen Gestapo-Gelände, indem man sich daran erinnert, daß die größte Chance auf Ewigkeitswerte das Provisorium ist?

Laßt uns ein angemessenes Provisorium bauen neben der offenen Wunde. Laßt uns mit unseren Mitteln ein elektronisches Gedächtnis schaffen, einen Raum, in dem zu jedem einzuspeisenden Namen alle erdenklichen Informationen ausgespuckt werden. Laßt aus dem Dokumentationszentrum einen Stab wachsen, der eine Leuchtschrift trägt, auf dem alle Namen permanent von A bis Z Tag und Nacht durchlaufen, was bei zehn Sekunden pro Namen rund vier Jahre dauert, wenn es sechs Millionen sind. Und wenn jemand fragt, wer war Abraham Jacobsohn, laufen die Informationen über Geburt und Tod und was dazwischen war, öffentlich. Und jede(r) wird sagen, wir haben sie liegen gesehen.

Im deutsch-deutschen Kulturabkommen wird sich eine Möglichkeit finden, einen Abfragemonitor auf der anderen Seite zu installieren, die auf ihre Leuchtschrift nicht verzichten muß.

Qpferdach