Umwelt nicht gegen Menschen ausspielen

■ Die AL-Politikerin Heidi Bischoff-Pflanz zum Begriff der „Rassenhygiene“

taz: Du hast im Zusammenhang mit den Härtig-Überlegungen zur Zuwanderungs-Problematik von „Rassenhygiene“ gesprochen.

Heidi Bischoff-Pflanz: Erstmal muß ich sagen, daß ich das Volker Härtig in diesem Zusammenhang nicht vorgeworfen habe. Ich finde diesen Begriff jetzt auch falsch. Ich habe ihn falsch angewandt, denn mir ist klar, daß das natürlich eine Verharmlosung des Faschismus ist. Was ich meine, ist die Herangehensweise, wenn man den Kampf für eine gesunde Umwelt in Zusammenhang bringt mit dem Thema Zuwanderung von Fremden, mit Nichtdeutschen. Das ist eine völlig falsche Herangehensweise, die ich so nicht stehenlassen kann. Das erinnert in der Tat fatal an 'zu engen Raum' und auch an vergangene Zeiten, als man zwischen Deutschen und anderen Rassen unterschied.

Das ist also mehr als Polemik in einem unüberlegten Augenblick?

Ja, ich habe wirklich Angst, daß so etwas bei dieser Debatte wieder hochkommt. Es gibt ja Stimmen, die die Zuwanderung und Umweltfragen gegeneinander ausspielen.

Gibt es die in der AL?

Nein, das habe ich nicht gemeint. In der AL gibt es eine gute Diskussion über das Problem „Offene Grenzen“ und auch über das Problem, wie man umgeht mit mehr Bevölkerung, mit mehr Zuwanderung undsoweiter...

...das kann ich Dir nicht ganz abnehmen. Es gab und gibt die öffentlich geführte Diskussion über das Asylrecht und die Flüchtlinge in Berlin. Über die Widersprüche, die dabei auftauchen wird aber, wie anfangs auch in diesem Fall, nur hinter vorgehaltener Hand geredet.

Es gab eine Zeit, da wurde wirklich hinter vorgehaltener Hand geredet. Es gab auch durchaus offensive Phasen, die Leute wie Günter Seiler oder Klaus Voy verursacht haben, was ich gut fand. Aber jetzt haben wir zum ersten Mal eine Situation, wo wir bereichsübergreifend offen diskutieren, und das finde ich wirklich positiv. Aber wir dürfen nicht Umwelt gegen Einwanderer ausspielen, und das ist auch nicht AL-Politik. Wir müssen aufpassen, in welchem politischen Umfeld wir diskutieren. Da gibt es eben die Republikaner und andere rechte Kräfte, und die haben, anders als die AL, solche Zielsetzungen. Das heißt nicht, daß wir uns nicht mit den Problemen beschäftigen müssen, die entstehen, wenn plötzlich viele Menschen in diese Stadt kommen. Dazu hat Härtig viele Fragen gestellt, und das finde ich in Ordnung. Aber die Diskussion darf nicht enden damit, daß wir Umweltschutz gegen Menschen, gegen Zuwanderer stellen, wie das in der taz stand. Dann kommt bei mir dieser fatale saure Geschmack hoch.

tr