„Toter Soldat“ nichts für Frankfurt

Die CDU-regierte Stadt Frankfurt verbietet Aufführung von Brechts „Legende vom toten Soldaten“ / Fadenscheinige Ausflüchte des Gartenbauamts / Gewerkschafter klagen vor Verwaltungsgericht  ■  Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Den Frankfurter Christdemokraten scheinen „tote Soldaten“ an die Nieren zu gehen - im Gegensatz zu den lebenden, die immer so schön stramm stehen. Sie sperren sich gegen die von der Gruppe „Gewerkschafter gegen Wallmann“ für die am 6. November geplante „öffentliche Probe“ von Brechts „Legende vom toten Soldaten“. Das Garten- und Friedhofsamt der Stadt verbot die Aufführung unter freiem Himmel, weil das „Aufgraben von Grünanlagen“ grundsätzlich nicht geduldet werde. Doch der tote Soldat von Bertolt Brecht muß schließlich ausgegraben werden, „weil der Soldat nach Verwesung stinkt. Drum hinkt ein Pfaff voran, der über ihm ein Weihrauchfaß schwingt, daß er nicht stinken kann“ (Brecht). Die „Gewerkschafter gegen Wallmann“ wechselten deshalb von der Friedberger Anlage zur Obermainanlage, weil diese ohnehin einer Baustelle gleiche, wie Rechtsanwalt Armin Golzem dem Garten- und Friedhofsamt am 31.Oktober mitteilte. Für die Aufführung der „Legende vom toten Soldaten“, sei es in der Obermainanlage nicht erforderlich, eine Rasenfläche zu beschädigen. Darüber hinaus seien die Gewerkschafter bereit, die Kosten für nötig werdende fachgerechte Wiederherstellung des Aufführungsortes zu übernehmen und eine von der Stadt zu benennende Gartenbaufirma damit zu beauftragen.

Doch die Verantwortlichen der Stadt blocken die Gewerkschafter weiter ab: Mit Schreiben vom 1.November teilte das Garten- und Friedhofsamt jetzt mit, daß in der Obermainanlage erst vor einem Monat „frisch ausgesät“ worden sei und sich dort die Grasnarbe noch nicht gefestigt habe. Deshalb sei das Aufführungsersuchen weiter abzulehnen. Die „Gewerkschafter gegen Wallmann“ klagen jetzt auf Erlaß einer einstweiligen Anordnung vor dem Verwaltungsgericht gegen die Verbotsverfügung der Stadt. „Wir können den 'toten Soldaten‘ auch vor der Deutschen Bank ausgraben, vor der DEGUSSA oder vor dem IG-Farben-Hochhaus, denn dort finden wir die alten Kriegsgewinnler und die neuen Kriegstreiber“, meinten die Gewerkschafter in einem Flugblatt. Im Frankfurter Gartenbauamt beschäftige man sich wohl mehr mit dem Einkassieren von Schmiergeldern und der Pflege von Hochlandrindern: „Wir haben den Eindruck, hier soll die uralte Ordnung des deutschen Philisters vom 'Rasen betreten verboten!‘ dazu herhalten, eine Warnung vor einem kommenden Krieg zu verbieten.“