DDR kein Schuttabladeplatz

Berliner Grenzübergang von Robin Wood und Umweltschützern blockiert / Protest gegen Giftmüllexport in die DDR und Inbetriebnahme einer unzulänglichen Sondermüllverbrennung  ■  Aus Berlin Thomas Rogalla

Mitglieder von Robin Wood und von West-Berliner Umweltinitiativen haben gestern vormittag den Grenzübergang Lichtenrade im Süden Berlins blockiert, um gegen die Inbetriebnahme der Sondermüllverbrennungsanlage in Schöneiche (DDR), 20 km vor den Toren Berlins, und gegen den gewissenlosen Müll- und Giftexport aus West-Berlin in die DDR zu protestieren. Mehr als 100 Menschen beteiligten sich an der Aktion, die am Mittag per polizeilicher Räumung beendet wurde. Bis dahin hatten sich auf beiden Seiten des Übergangs, der nur für Mülltransporte dient, 60 riesige Mülltransporter aus West-Berlin gestaut. Gleichzeitig fand in der DDR eine Fahrraddemonstration von Mitgliedern der Ost -Berliner Umweltbibiothek und Robin Wood-Leuten zur neuen Sondermüllverbrennungsanlage in Schöneiche statt, die jetzt in Betrieb genommen wird. Die Anlage wurde von West-Berlin bezahlt, im Gegenzug hat sich die DDR verpflichtet, bis 1994 jährlich 15.000 Tonnen Sonderabfälle aus West-Berlin dort zu verbrennen, für schlappe 40 Mark West pro Tonne. Die Umweltschützer in Ost und West bezweifeln, daß ein ordnungsgemäßer Betrieb der Anlage zu diesen Preisen möglich ist, im Westen kostet Sondermüllverbrennung bis zu 3.500 DM pro Tonne. Außerdem wiesen sie erneut, daß der Westen der DDR eine veraltete Trockenfilteranlage angedreht hat. Sie verlangten, daß die Ergebnisse der Emissionsmessungen, die die DDR wie alle Umweltdaten geheimhalten will, für alle Betroffenen in Ost und West öffentlich gemacht werden. West -Berlin, so die DDR-Umweltschützer, solle seinen Sondermüll nicht exportieren, sondern gar nicht erst produzieren. Das Gebiet der DDR darf kein Schuttabladeplatz der BRD sein. Wir wollen hier weiterleben, auch nachdem diese Herrschaften abgewirtschaftet haben, schreiben die DDR-Bürger in ihrer Erklärung.