Ab sofort ist in Südafrika die Oppositionszeitung 'Weekly Mail‘ für vier Wochen verboten / Offensichtlich Druck aus dem Militärapparat / Redakteure bleiben gelassen / „Wir werden auf andere Weise weitermachen“ / Drittes Zeitungsverbot in diesem Jahr  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Die südafrikanische Regierung hat die angesehene oppositionelle Wochenzeitung 'Weekly Mail‘ für vier Wochen verboten. Die von einem Kollektiv im Eigenverlag herausgegebene Zeitung haben dem südafrikanischen Innenminister Stoffel Botha zufolge trotz dreifacher Warnung wiederholt Artikel veröffentlicht, die die „öffentliche Ordnung“ bedroht haben.

Gegen die Entscheidung des Ministers, die 'Weekly Mail‘ infolge der Zensurbestimmungen des Ausnahmerechts bis zum 28.November zu schließen, kann keine Berufung eingelegt werden.

„Wir werden auf andere Weise weitermachen“, sagte Irwin Manoim, einer der beiden Chefredakteure der Zeitung, gestern gegenüber der taz. „Der Minister mag die Zeitung verboten haben, aber er hat die Belegschaft nicht gefeuert.“ Das Verbot wurde in der Redaktion ironischerweise mit Erleichterung aufgenommen. „Die ständige Spannung, daß man jederzeit verboten werden kann, ist viel schwerer zu ertragen“, sagte Manoim.

Das Verbot der 'Weekly Mail‘ war absehbar, nachdem letzte Woche eine vom Innenminister gesetzte Frist abgelaufen war. Das drohende Verbot war von zahlreichen internationalen Journalistenverbänden und Regierungen verurteilt worden. Der anglikanische Erzbischof Desmond Tutu sagte noch letzte Woche, daß ein Verbot „eine weitere Demonstration des totalitären Charakters der Regierung und eine aus Angst und Unsicherheit geborene Tat“ wären.

Die Vehemenz des internationalen Protestes hat wohl dazu geführt, daß das Verbot nur vier Wochen gültig ist, statt der möglichen drei Monate. Manoim vermutet indessen, daß vor allem vom mächtigen südafrikanischen Militärapparat Druck ausgeübt wurde, um ein Verbot zu erreichen. „In seinen Protesten hat der Minister vor allem Artikel aufgezählt, die von den Sicherheitskräften und dem Widerstand gegen die Wehrpflicht berichten“, sagte Manoim.

Die 'Weekly Mail‘ richtet sich mit ihrer Auflage von 32.000 an ein anspuchsvolles, intellektuelles Publikum. Sie wird auch von führenden Geschäftsleuten und Parlamentariern gelesen. Mit dem Verbot der 'Weekly Mail‘ ist zum dritten Mal in diesem Jahr eine oppositionelle Wochenzeitung verboten worden. Anfang des Jahres waren die von der katholischen Bischofskonferenz herausgegebene Wochenzeitung 'New Nation‘ und das in Kapstadt erscheinende oppositonelle Blatt 'South‘ für drei Monate verboten worden.