Zielgruppe: jugendlich

■ Anzeigenblatt und gemeinnütziger Verein: Wie aus einer Schülerzeitung Bremens größtes, flocker-kritisches Jugendmagazin enstehen soll

Ein neuer Stern ist am Bremer Medienhimmel aufgegangen. Das neue Bremer Jugendmagazin IMPULS. Mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren ist es das größte Bremer Magazin, welches sich speziell an Jugendliche wendet. Das größte, selbstverständlich, nicht kleckern: klotzen.

Deshalb weiter im Pressetext. Der verspricht nicht nur ein völlig neues Jugendmagazin, sondern damit verbinden sich auch völlig neue Ansprüche. Der IMPULS wird in Zukunft regelmäßig eine Vielzahl von für Jugendliche interessante Themen aufgreifen, informieren, durchleuchten und Hintergründe aufzeigen. Neben viel diskutierten Problemen sollen dabei auch Beiträge über bisher vernachlässigte Themen veröffentlicht werden. Aber des völlig Neuen noch nicht genug, Amos Ramsauer,19jährig, Chefredakteur und, zusammen mit Matthias Kerckhoff, Vorsitzender des „Förderkreises“ des eigenen Blattes, verrät es im intro der Promotionausgabe, also der Nullnummer für die Anzeigenkunden: auch ein neuer Stil der Berichterstattung zieht in Bremen ein:Die Beiträge sind treffend und ver

ständlich formuliert, ohne daß das Niveau darunter leidet. Alles völlig neu und das größte, intro und Promotion, auf Hochglanzpapier gedruckt, die Mannschaft, in der Promotionnummer vorgestellt, rein männlich, inzwischen um einen weiblichen Namen ergänzt; der „Chefredakteur“ Amos Ramsauer, langjähriges Mitglied der Gesamtschülervertretung, stellt sich den Anzeigenkunden mit einem (sm)artig lächelnden Konterfei und der Referenz vor: „Bei Pressekonferenzen, Rundfunk-und TV-Auftritten sammelte er vielfältige Erfahrungen im Bereich der Massenmedien.“

Die Macher sind jung und arm, und eine Zeitung für zwischen 16 und 25 haben wir auch noch nicht. Da kann man doch nicht drauf rumprügeln, das müssen wir doch unterstützen, nicht wahr? Leider bleibt einer die Unterstützung immer gleich irgendwo stecken bei der Mischung aus Großmannsgehabe und Plattitüden, dreist-jungmännlicher Cleverneß und rührendem Ungeschick in Sprache und Schülerzeitungs-Layout.

Indes, auf uns, oder gar auf die Jugendlichen zwischen 16 und 25 kommt es ohnehin nicht an, sondern auf die Anzeigenkunden. Denn das Blatt wird zweimonatlich gratis verteilt, bezahlen sollen es nicht die Jugendlichen, sondern die Anzeigenkunden. Die Jugendlichen sind dabei allerdings als „Zielgruppe“ unentbehrlich. Die Anzeigenkunden allerdings, scheinen trotz „Promotionausgabe“ ein bißchen klamm zu sein. Inserierten in dieser noch eine Auto-, eine Buch-und eine Photohandlung, so in IMPULS Nr. 1 nur noch die vier Parteien, abgesehen von der

„Süddeutschen Zeitung“: „Jede Zeitung hat die Leser, die sie verdient. Schön für uns.“

Zur Sicherheit haben die findigen Impulsiven aber auch noch den erwähnten Förderverein gegründet. Immerhin, wenn die Buben es hinkriegen, ihr Anzeigenblatt mit jugendlicher Zielgruppe auch noch als „gemeinnützig“ zu verkaufen, dann haben sie es wirklich verdient.

Uta Stolle