Welche Arbeit macht krank?

■ Zwei neue Veröffentlichungen referieren Forschungsergebnisse zu Arbeitsplatzbelastungen für Frauen Auseinandersetzung um Arbeitsschutz ist notwendig

Frauen, die bisher etwas über die krankmachenden Faktoren ihrer Arbeit wissen wollten, waren auf die Kollegin Zufall angewiesen. Selbst Frauen, die fit sind in punkto wissenschaftliche Veröffentlichungen, konnten ihnen da nur sporadisch weiterhelfen. Das hat sich durch zwei Studien des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts des DGB (WSI) nun geändert.

In einer Dokumentation hat vor allem Bettina Küpper den Stand der Forschung zu Frauenarbeit und Gesundheit aufgearbeitet. Nach Branchen und Berufen beziehungsweise Tätigkeitsbereichen sortiert kann darin jede schnell herausfinden, welche Forschungsarbeiten es zu ihrem Bereich gibt. Dabei bleibt es nicht bei der Nennung des Titels, sondern die wichtigsten Ergebnisse werden in Kurzform referiert. Von der Akkordarbeit bis zur Uhrenindustrie wurden nahezu alle Bereiche von Arbeiterinnen und weiblichen Beschäftigten des unteren Angestelltenbereichs in Sachen Forschungsstand aufbereitet. Selbst Informationen über Rückenschmerzen bei Schlosserinnen im Schiffsbau sind dort zu finden. Denn es wurden nicht nur die Arbeiten aufgenommen, die sich ausschließlich mit Frauenarbeitsplätzen beschäftigen.

Bei der Auswertung der Projekte mußte Bettina Küpper feststellen: „Zahlreiche Projektbearbeiter und zum Teil auch -bearbeiterinnen hielten es noch nicht einmal bei der näheren Charakterisierung ihrer jeweiligen Untersuchungsgruppe für erforderlich, Auskunft über das Geschlecht der UntersuchungsteilnehmerInnen zu geben, geschweige denn nach Geschlechtern getrennte Auswertungen des Erhebungsmaterials vorzunehmen.“ Sie interpretiert dies als Ausdruck männlich orientierten Sprachverhaltens und als Desinteresse an den „unterschiedlichen Lebens- und Arbeitszusammenhängen“.

Nicht in diese Arbeit aufgenommen wurden die kauffraulich verwalteten Tätigkeiten und die Berufe im Bereich des Gesundheitsdienstes mit Ausnahme der Altenpflegerinnen; „da es sich aufgrund der großen Anzahl der hierzu vorliegenden Forschungsarbeiten lohnen würde, für diese Berufsgruppen gesonderte Forschungsdokumentationen zu erstellen“, so Bettina Küpper. Bleibt zu hoffen, daß bis dahin nicht wieder Jahrzehnte ins Land gehen.

Die zweite Veröffentlichung zum Thema heißt Frauenarbeitsschutz auf dem Prüfstand. Darin untersuchen und erläutern vier Frauen, die sich seit Jahren mit den Arbeitsbedingungen von Frauen professionell beschäftigen, ob die speziellen Arbeitsschutzbestimmungen für Frauen eher dem Gesundheitsschutz oder der Diskriminierung dienen.

Sie kommen zu dem Schluß, daß besondere Schutzvorschriften nur für werdende und stillende Mütter gerechtfertigt sind. Daß Frauen aber nicht zu „Männerberufen“ zugelassen werden, weil sie nicht schwer heben und tragen dürfen, halten die Autorinnen für eine Diskriminierung. Denn auf der anderen Seite müssen Frauen sehr wohl schwer heben und tragen Kranke, Putzeimer, schwere Tabletts. Das heißt jedoch nicht, daß die Frauenschutzbestimmungen - wie die Regierungskoalition es vor hat - abgebaut werden sollten.

Vielmehr müsse ein einheitliches und verbessertes Arbeitsschutzgesetz für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchgesetzt werden. Das heißt unter anderem, daß Frauen ebenso wie Männer vor erbgutschädigenden Substanzen geschützt werden müssen.

Viola Falkenberg

Forschungsdokumentation Frauenarbeit und Gesundheit. Von Bettina Küpper. 378 Seiten, 25 Mark;

Frauenarbeitsschutz auf dem Prüfstand - Zwischen Gesundheitsschutz und Diskriminierung. Von Bettina Küpper, Gertraude Krell, Angelika Pensky und Inge Zeller. 22 Seiten, 5 Mark.

Beide sind zu bestellen über das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut des DGB, Projektgruppe HdA, Roßstraße 126-128, 4000 Düsseldorf 30.