„Zahlbar innerhalb 30 Tagen“

Mordfall Palme: Privatfahnder Carlsson schreibt eine deftige Rechnung  ■  Von Gisela Pettersson

Stockhom (taz) - Die Rechnung lautet genau über 1.205.251 Kronen und 48 Öre, umgerechnet rund 400.000 Mark. Der, der sie ausstellte, heißt Ebbe Carlsson. Der heutige Verlagsdirektor und frühere Pressesprecher schwedischer Minister, der als „Privatfahnder“ im Mordfall Palme innenpolitische Turbulenzen von einem Ausmaß entfachte, die unter anderem zu Minister- und Polizeichef-Rücktritten führten, will seinen Einsatz in der Jagd nach dem Mörder Olof Palmes bezahlt haben. Und zwar von der schwedischen Reichspolizei. Schließlich - so Ebbe Carlsson - habe er im Auftrag des zurückgetretenen Reichspolizeichefs Nils Erik Abmansson und des Säpo-Chefs (Sicherheitspolizei) Suno Sandström gehandelt. Das wird von den beiden jedoch handfest bestritten.

Dickster Brocken in der Rechnung ist ein Posten über 934.000 Kronen (circa 300.000 Mark). Dahinter verbirgt sich die Anschaffung der illegal nach Schweden eingeführten Abhöranlagen, deren Entdeckung durch den Fall in Helsingfors die Affäre Ebbe Carlsson ins Rollen brachte.

Mit Spannung wird nun in Schweden erwartet, was die Reichspolizei mit der Rechnung anfängt. Bezahlt sie, erkennt sie an, daß Ebbe Carlsson in ihrem Auftrag handelte, auch bei der Einführung der in Schweden verbotenen Abhöranlagen. Eine schnelle Entscheidung der Reichspolizeileitung könnte sich auszahlen. Trägt doch die Rechnung von Ebbe Carlsson den Zusatz: „Zahlbar innerhalb von 30 Tagen, danach werden Verzugszinsen in Höhe von acht Prozent fällig“.

Ebbe Carlssons Theorie über den Mord an Palme: Der frühere Ministerpräsident wurde im Auftrag Irans von Mitgliedern der kurdischen Extremistenorganistaion PKK ermordet. Eine Einschätzung, die er zu hundert Prozent mit dem früheren Leiter der Ermittlungskommission Hans Holmer im Mordfall Palme teilt. Die Kritik an Holmer, daß er sich zu sehr in die PKK-Spur verbissen und andere darüber vernachlässigt habe, führte zu seinem Rücktritt.

Holmer, der inzwischen als Rauschgiftbeauftragter bei den Vereinten Nationen in Wien arbeitet, hat ein Buch unter dem Titel „Olof Palme ist erschossen!“ geschrieben. Hier liefert Holmer auf 275 Seiten seine Version über Tatvorbereitung, Ausführung des Mords und Ermittlungsarbeit ab. Sein Schwerpunkt, auch im Buch, ist die PKK-Fährte. Daß Hans Holmer geheimes Ermittlungsmaterial veröffentlichte und vor allem die Namen von Zeugen nannte, denen Anonymität zugesichert war, hat nach Veröffentlichung des Buches Anfang dieser Woche zu Protesten geführt. Zeugen prüfen rechtliche Schritte gegen die Auslieferung des Buchs, Justizkanzler Hans Strak erwägt eine Anklage gegen Holmer wegen Verletzung der Schweigepflicht. Holmers Nachfolger in der Palme -Mordfall-Kommission wertete das Buch als „Sabotage gegen die Ermittlungen“.