Verbot für Psycho-Drogen gefordert

■ Bayerns Grüne wollen die „chemische Zwangsjacke“ aus den psychiatrischen Kliniken verbannen

München (taz) - „Chemische Zwangsjacken“, wie hochpotente Neuroleptika und Psychopharmaka sollen an den psychiatrischen Kliniken künftig nicht mehr eingesetzt werden. Das fordern die bayerischen Grünen in einem Antrag, den ihre Bezirksrätin Ingrid Häusler in den oberbayerischen Bezirkstag eingebracht hat. Der Grund: die Psycho-Drogen wie Haldol, Laroxyl oder Saroten führen zu irreversiblen Schäden. Bei Neuroleptika-Langzeitbehandlung muß mit Dauerschäden wie ständiger Sitz- und Bewegungsunruhe, Verkrampfungen der Schlundmuskulatur bis hin zu gefährlichen Atmungsstörungen, Kreislaufschwäche, Herzrasen, Hirnschäden, epileptischen Anfällen und Veränderungen im Hormonsystem gerechnet werden. Bereits bei der ersten Behandlung werden schwere Nebenwirkungen, Augenstarre, Krämpfe im Gesicht, Hals und Zunge ausgelöst.

Besonders bei Kindern droht durch Schluckstörungen Erstickungsgefahr. Gleichzeitig steht inzwischen fest, daß die „Chemie für die Seele“ die Patienten nicht von ihren Wahnvorstellungen befreit. Vielmehr bleiben Angstzustände und Halluzinationen oftmals erhalten, können aber durch die dämpfende Wirkung der gefährlichen Medikamente nicht mehr ausgedrückt werden.

Als alternative Behandlungsverfahren schlagen die Grünen Homöopathie, Psychotherapie, Autogenes Training sowie die Einbeziehung der bei uns noch weitgehend unbekannten klinischen Ökologie vor, die davon ausgeht, daß bestimmte psychische Krankheiten durch Allergie auf Nahrungsmittel und Umweltchemikalien ausgelöst werden könnnen. Vor allem soll jedoch mehr Personal eingestellt werden. Bereits 1985 wurde auf dem Psychatrie-Weltkongreß in Brighton festgestellt, daß mehr als 25 Millionen Menschen auf der Welt durch Neuroleptika dauerhaft geschädigt wurden.

Rund tausend akut oder dauerhaft Neuroleptika-geschädigte Menschen vermutet die grüne Bezirksrätin in Oberbayern. Um diesen Patienten bei der Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen zu helfen, soll der Bezirk eine Kommission einsetzen. Betroffene können sich melden unter: O89/201 28 04 (Gesundheitsbuchladen) oder 725 51 78 (Selbsthilfezentrum) melden.

lui