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Bezahlt wird nicht

■ Sieghold-Werft vom Bremer Werftenverbund übernommen / Entließ Schiffbauer / Sozialplan legte Abfindungen fest / Aber bisher kein Pfennig gezahlt

Klein, fein und etwas altmodisch. So war die Sieghold-Werft an der grauen Wesermündung in Bremerhaven. Dort wurden Fischkutter gebaut und repariert. Angesehen war der Betrieb weit über bundesdeutsche Grenzen hinaus. Doch Ende letzten Jahres wollte der betagte und gesundheitlich angeschlagene Werfteigner Sieghold aufgeben. Die Bremer Wirtschaftspolitik nahm die Sieghold-Werft in ihre Arme. Der Bremer Werftenverbund, der faktisch dem Land gehört, kaufte das Gelände. Kräne, Maschinen und Docks wurden veräußert und die Firma Höhne aus dem niedersächsischen Delmenhorst nach Bremerhaven gelockt. Sie soll dort Förderbänder bauen und ein

Geschäft weiterbetreiben, das schon bei Sieghold das Unterfutter seiner Einkünfte war: den Verleih von Werftarbeitern an fast sämtliche Atomkraftwerke der Bundesrepublik. Ein Dock blieb bei Sieghold bestehen. Dort soll ab und zu nochmal ein Schiff repariert werden.

Auch für die Sieghold-Arbeiter sorgte das Land: Wer von den 160 Beschäftigten nicht bei Höhne weiterarbeiten konnte, ging vorzeitig in Rente oder in die Arbeitslosigkeit. Fast 50 Schiffbauer kamen jedoch bei der Bremerhavener Lloyd -Werft unter, die zum Bremer Werftenverbund gehört, also quasi in Staatshand ist. Vorzeitig in Rente gingen neun, und arbeitslos wurden 13.

Allen diesen Mitarbeitern - auch denen, die bei Lloyd zu minderen Löhnen beschäftigt sind - waren Abfindungen oder monatliche Zuschüsse im Sozialplan versprochen worden. Ohne diesen Sozialplan hätten Betriebsrat und IG Metall den Entlasungen nicht zugestimmt.

Letzter Arbeitstag der Schiffbauer war der 30. September. Doch noch kein Pfennig der Abfindungen wurde bis heute an die Entlassenen gezahlt.

Nun will die IG Metall im Namen von vierzehn Entlassenen Klage beim Bremerhavener Arbeitsgericht erheben. Durch den Zahlungsverzug der Werft sollen mehrere Leute in akute Geldnot geraten sein, berichtete die IG

Metall.

Warum zahlt Sieghaold nicht? Der greise Werftchef erklärt sich für unschuldig. Der Bremer Werftenverbund habe ihm das Gelände und die Erbbaurechte abgekauft, aber den Kaufpreis von zwei Millionen bisher noch nicht überwiesen. Aus diesen Millionen sollten die Werftarbeiter abgefunden werden. Daß der Werftenverbund säumig ist, stritt auch Wirtschaftssenator Beckmeyer gegenüber der taz gestern nicht ab: Es habe da einen „juristischen Stolperstein“ gegeben, an dem die Überweisung aus der Kasse des Werftenverbundes bisher gehangen habe. Das Geld sei jedenfalls da.

Michael Weisfeld

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