Ganz schön alte SPD

■ Landeschef Herbert Brückner präsentierte Plakat zum 125. Geburtstag / Prügel aus Bremen-Nord für neue „Sprachlosigkeit“ der Sozialdemokratie

Bei den sozialdemokratischen PlakatemalerInnen herrscht Hochkonjuktur. Am 6. November feiert die Bremer SPD ihren 125. Geburtstag, und da muß SPD-Politik gut dargestellt werden - wenigstens grafisch. Das neueste Ergebnis der sozialdemokratischen ZeichnerInnen hat SPD -Landesvorsitzender Herbert Brückner gestern vorgestellt: Drei historische SPD-Größen auf einem Plakat vereint und auf aktuell getrimmt. Wilhelm Kaisen hält ein Strauß Gänseblümchen in der Hand - Sonnenblumen sind ja schon besetzt. Karl Marx trägt kämpferisch den IG-Metall -Schutzhelm mit dem Aufkleber für die 35-Stunden-Woche und Rosa Luxemburg zeigt stolz die

Friedenstaube auf blauem Untergrund an ihrer Brust.

Diese Darstellung sozialdemokratischer Politik erfordert ordentlich Mut - selbst von einem Geburtstagskind. Deswegen ist dieses Plakat auch nicht das offizielle für die Geburtstagsfeier, sondern soll, unter der Hand gewissermaßen, nur an Interessierte verkauft werden.

Der öffentliche Teil der Geburtstagsfeier steht ebenfalls: Mit viel prominentem Besuch, einer kritischen Aufarbeitung von 125 Jahren sozialdemokratischer Politik und Zukunftsutopien. Dabei werde die kritische Aufarbeitung der aktuellen Politik der regierenden Sozialdemokraten im Mittelpunkt stehen, prognostiziert Lan

desvorsitzender Herbert Brückner. Für eine offene und öffentliche Diskussion der Schwierigkeiten setzt sich der Leiter des 13.000 mitgliederstarken Verbandes ein. Die beiden Untersuchungsausschüsse und ihre Arbeit hätten „das Image der SPD angekratzt“. Auch wenn die SPD deren Arbeit erst ermöglicht habe. Brückners Devise: “ Wir brauchen eine Menge Gelassenheit“.

Neues Unheil für den Landes-Chef droht derweil aus Bremen -Nord, und zwar aus den eigenen Reihen. Dort sei eine Stimmung, so Unterbezirksvorsitzender Detmar Leo, „die ist nur noch zu übersehen, wenn man sie übersehen will“. Leo sieht das Verhält

nis zwischen den „drei Säulen“ Senat, Fraktion und Partei gestört. Die Partei beziehe zu wenig Stellung. Deshalb hat er im Namen seines Vorstandes die Spitzen der drei Säulen Klaus Wedemeier, Claus Dittbrenner und Herbert Brückner - zu einem Gespräch mit den Chefs der vier Unterbezirke eingeladen. Von der Herrenrunde auf höchster Ebene ein Ende der „Sprachlosigkeit“.

„Herbert Brückner hat diesen Wunsch vernommen“, bestätigt SPD-Sprecher Henrick Marckhoff den Eingang des Schreibens aus Bremen-Nord. Und er werde ihn „bescheiden“. Außerdem hätte der Landeschef schon vor einem Vierteljahr das Gespräch angeboten.oma/G.M.