Waldheim lud sich selbst ein

■ Österreichs Skandal-Präsident in der Türkei / „Übernachtungswunsch geäußert“

Unangenehm endete der Türkei-Aufenthalt des österreichischen Staatspräsidenten mit Nazi-Vergangenheit, Kurt Waldheim. Ohne Staatsprotokoll wurde Waldheim, der Mittwoch abend mit der Kuwait Airlines in Istanbul landete, vom türkischen Außenminister empfangen. Das Gästehaus für Staatsbesucher in Istanbul blieb ihm versagt. Er mußte sich im Hilton einquartieren.

Unmittelbar vor Ankuft des ungern gesehenen Gastes, der in den USA zur „persona non grata“ erklärt ist, gab der türkische Außenminister Mesut Yilmaz eine Pressekonferenz auf dem Flughafen. Waldheim sei nicht im Rahmen einer Einladung in der Türkei. Vielmehr habe er selbst „einen Übernachtungswunsch“ in der Türkei geäußert. Man habe ihm zu verstehen gegeben, daß Istanbul und nicht die Hauptstadt Ankara geeigneter Ort für die „Übernachtung“ sei. Der türkische Ministerpräsident Turgut Özal hat Waldheim nicht empfangen.

Nur der türkische Staatspräsident Kenan Evren, selbst im Ausland als Ex-Putschist ungern gesehen, gab sich die Ehre, mit Waldheim Mittwoch abend in Istanbul zu speisen. Drei Personen, unter ihnen Beate Klarsfeld, die vor dem Lokal „Nazi Waldheim“ skandierten, wurden mit brutalem Polizeieinsatz von der politischen Polizei abgeführt. Auf Intervention des türkischen Außenministeriums waren sie alsbald wieder auf freiem Fuß.

Nach dem dreistündigen Abendessen mit dem Ex-Putschisten Evren war die Welt für Waldheim wieder in Ordnung. „Äußerst befriedigend“ sei das Ergebnis des Gespräches, meldete Waldheim, und flog heim ins Österreich.

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