Ska gegen Skins

■ Schneller Reggae: Ska / Am Donnerstag im Schlachthof Außerdem Polizei und festgesetzte Umland-Skins

Wer am Donnerstag abend das Ska-Doppelkonzert gegen Rassismus im Schlachthof erleben wollte, sah sich zunächst einmal eingehender Kontrollen unterzogen. Nicht nur das gültige Eintrittsbillett, auch Taschen und Hosenbeine waren eine recht intensive Überprüfung wert. Waffen und CS -Gaspatronen haben die Veranstalter finden wollen - nach leidvollen Erfahrungen besonders am Vor-Freitag.

Daß die Vorsicht nicht unbegründet war, bewies die Bremer Polizei mit ihrer Präventivaktion: 15 kahlgeschorene Jugendliche aus Syke, Achim und Verden wurden in Gewahrsam genommen und erst nach Beendigung des Konzertes wieder freigelassen. Sie waren bewaffnet und äußerten ihre Absicht, den Schlachhof aufzumischen. Auch Skinheads stehen auf Ska.

Drinnen ging es mit einiger Verspätung los, doch das hatte eher technische Gründe: Die Vorgruppe The Busters aus dem Badischen mußte zwölf Musiker auf die Bühne bringen. Daß Ska, die artverwandte Form eines schnellen Reggaes, auch für viele Musikklassiker einen reizvollen Rahmen bietet, erwies sich gleich bei ihrem ersten Titel „Raumpatrouille“. Very british, sehr kompakt und in Passagen gar orchesterhaft brachten sie unterstützt durch ihre vier Bläser Bewegung auf die Bühne. Spätestens bei „Gangster“ von den Specials waren Befürchtungen am Durchhaltevermögen der Dauerhampler angebracht, doch die vergnügten Süddeutschen straften alle Zweifler Lügen. Auch ihr letztes Stück war eine Hymne an alle Heißdüsen - „too much pressure“.

Auch die Nord-Londoner Bad Manners führten sich nach der Pause mit einem wohlbekannten Fernseh-Hit im stampfenden Ska-Outfit ein. Das Thema von Bonanza umrahmte den Auftritt ihres Mr. Buster Bloodvessel. Dieser radikal übergewichtige Sänger in seinem an allen Körperrundungen heillos überforderten T-Shirt und der leuchtend grünen Turnhose war der unumschränkte

Mittelpunkt. Auch er turnte ohne Unterlaß das Podium auf und ab, schwitzte und sang gleichermaßen bis zur Erschöpfung. Die Bad Manners, verloren sich allerdings recht oft in reinen Reggaemustern. Das fiel besonders bei einem Song über die Mafia auf, wo ein schneller harter Ska-Rhythmus sicherlich angebrachter gewesen wäre. Der fette Buster pöbelte dann tatsächlich ein kleines bißchen herum und schüttete sogar etwas Wasser ins Publikum, doch den sympatischen Eindruck der „Schlechten Manieren„, vermochte das nun nicht gerade zu trüben. Ein richtiges „Skaos“ dann zum Schluß als beide Bands mit ihren angenehm undisziplinierten Bläsern eine tumultartige Jam-Session boten. Doch wo nun der direkte Bezug zum Thema des Abends lag, das war leider längst nicht allen klar.

Jürgen Francke