Verlierer voran

■ Peter Glotz verzichtet auf bayerische Spitzenkandidatur

SPD-Präsidium, SPD-Vorstand, Kandidatur in Bayern Abschiedsstationen der negativen Karriere. Glotz, der Schnelldenker, fällt langsam, aber der Schatten fällt auf die Partei. Vielleicht war es der taktische Kardinalfehler, daß Glotz seine Kandidatur vor dem fränkischen Unterbezirksparteitag anmeldete. Das mußte den Milieuwiderstand reizen. Aber der Grund ist es nicht, daß der bayerische Parteivorstand Glotz abblockte wie einen feindlichen Aggressor. Nein, Glotz‘ Wanderung durch die Niederlagen ist eine Wanderung durch den Antiintellektualismus der SPD.

Glotz hätte zwar keine vollen Bierzelte garantieren können, aber er hätte die Partei provoziert - zum Denken. Und er hätte Intellektuelle nach sich gezogen. Aber jene Jusos der siebziger Jahre finden Quereinsteiger ohnehin schlimmer als CDU /CSU-Siege. Glotz ist am fränkischen Mittelmaß gescheitert, wie vordem am Berliner Mittelmaß. Genauso wie die Nordrhein-Westfalen die Quotierung nutzen konnten, um sich für intellektuelle Kränkungen des ehemaligen Geschäftsführers schadlos zu halten. Hiersemann und Momper haben erfolgreich Glotz abgewehrt, und mehr Erfolg werden sie nicht haben. Daß die Parteiführung unter Vogel den Triumph der Verlierer regungslos duldet, prädestiniert sie nicht gerade für den Wahlkampf. Immerhin sollte sie Glotz danken, daß er zumindest die Krise der Partei offenmachte, auch mit seinen deutlichen Worten.

Klaus Hartung