Auf Erfolgskurs: 3.Folge

Für die taz-LeserInnen öffnet sich die Tür zum Einblick in die Welt von Glamour und Mode. Nicht was Sie denken! Die neue Mannequin-, Dressman- und Fotomodell-Schule „Synthese“ in der Neuköllner Leinestraße weckt mit alternativen Elementen die Euphorie zum Erfolg. Connie Kolb lernt eifrig mit.

So langsam wird's unheimlich: Sitze ich eigentlich als Journalistin vor dem Spiegel oder maniküre ich die Hände schon auf meine Karriere als Model hin? Drei Wochen intensivste Stylinghilfe und -praxis haben schließlich erste Spuren hinterlassen: Schwarzweiß knipsende Fotografen können mich nicht mehr in die Flucht schlagen, der Gedanke ans richtige Styling bei einem Live-Auftritt verursacht konsequente Gelassenheit und die 60er Jahre diskutiere ich nicht mehr aus, sondern male sie aufs Gesicht. Nicht zu vergessen sind all die meditativen und körpertherapeutischen Stunden, in denen mein verkrampfter Presse-Leib und -Geist entspannt und aufgelockert wurden und die die Stimmung unter den Beteiligten stetig familiärer werden lassen. Sogar die erste Zwischenprüfung ging - trotz Sonderstatus - nicht an mir vorüber.

So sitze ich am Samstag um 14.30 Uhr, isoliert in einem Raum über einigen Fragen brütend, und kann ohne Hemmungen mein Wissen über Kosmetik, Frisurenstyling und Ernährung loswerden, an dem ich schon seit zehn Jahren büffele. Oder kennt ihr tatsächlich all die Tricks der Maniküre? Und wer weiß, wie naturlockiges Haar optimal gestylt wird? Was Silicea ist und wofür es angewendet wird? Eben.

Nach 30 Minuten Theorie rühre ich im (Farb-) Topf. Natürlich aussehen in geschminktem Zustand ist verlangt. Zum Schluß soll mein frisch abgemähtes Haar elegant dazu aussehen. Hairstylistin Andrea hat sich folgende Kniffelei für meinen Kopf ausgedacht: Eine Haarseite zurückstecken, die andere an der Gesichtsseite mit Gel entlangformen. Ergebnis trotz leichter Prüfungsangst und klebrigen Händen: Gesamtdurchschnitt eins minus. Bewertung meines Gruppendozenten: Motivation erkennbar. Mitarbeit gut. Drei Flaschen Sekt wegen dreimaligem Zuspätkommen auf der Schuldenliste. Selbst Visagistin Simone bewertet meine Selbständigkeit mit „gut“. Nur mehr Arbeit am Selbstbewußtsein sowie ein gesünderer Lebenswandel, sprich ausreichend Schlaf, nikotinlos etc. (remember Anti-Akne -Diät?) empfehlen sich. Kurz: Vom Kopf gesehen, bin ich schon fast im Geschäft. Bloß in den folgenden Wochen wird's schwer in die Beine gehen - Laufsteg-Tippeln ist angesagt. Halb so schlimm, denke ich mir noch, sieht ja keiner. Von wegen. Mit blitzenden Augen verrät Marvin, daß ich bei zwei Modenschauen mitlaufen werde. Den Designer für meine Größe und Figur, müssen sie, hoffe ich, aber erst noch finden...