Optimismus für Kamputscheaverhandlungen

Das Pariser Treffen zwischen Prinz Sihanouk und Premier Hun Sen findet am heutigen Montag in der Privatresidenz des Prinzen statt  ■  Von Larry Jagan

Paris (taz) - Weil die beiden Männer, die das zukünftige Geschick Kamputscheas zusammen bestimmen möchten, nicht im gleichen Hotel logieren wollten, sind die mit Spannung erwarteten Gespräche über eine Lösung des Kamputschea -Konfliktes in Paris vom Samstag auf den heutigen Montag vertagt worden. Prinz Norodom Sihanouk, der inoffizielle Führer der kamputscheanischen Widerstandskoalition, und Hun Sen, Chef der von den Vietnamesen unterstützten Regierung in Phnom Penh, werden nun nicht wie vorgesehen im Crillon -Hotel, auch nicht, wie von Sihanouk vorgeschlagen, im Gebäude der ehemaligen kamputscheanischen Botschaft, sondern in Sihanouks privater Residenz außerhalb von Paris zusammenkommen. Trotz oder gerade aufgrund des symbolischen Gerangels um den Ort der dritten Gesprächsrunde binnen eines Jahres erwarten Beobachter in Paris weiterhin einen Durchbruch im kamputscheanischen Friedensprozeß. Nach der jüngsten Gesprächstour, die Prinz Sihanouk nach Peking, Tokio, Washington und London geführt hatte, wird für nächstes Jahr mit der Einberufung einer internationalen Konferenz in Paris gerechnet, an deren Ende die Unterzeichnung eines Friedensvertrags stehen könnte. Diese Konferenz würde dann nach dem wichtigen sino-sowjetischen Gipfel zwischen Deng Xiaoping und Gorbatschow und einem vierten Zusammentreffen zwischen Sihanouk und Hun Sen stattfinden - vorausgesetzt, die noch verbleibenden Konfliktpunkte können heute und morgen in Paris beseitigt werden.

Man geht davon aus, daß alle vier Fraktionen der Roten Khmer an der Friedenskonferenz teilnehmen werden, wobei Kieu Smphan die Roten Khmer vertreten wird. Sihanouks rechtsgerichteter Koalitionspartner Son Sann nimmt bereits an den heutigen Gesprächen teil. Die Tatsache, daß auch der UN-Unterhändler Ahmed heute bei der ersten Gesprächsrunde anwesend sein wird, läßt darauf schließen, daß dem Sicherheitsrat der UN wie in Afghanistan auch im kamputscheanischen Friedensprozeß eine bedeutende Rolle zukommen wird.

Der Schlüssel zu einer Lösung des Konflikts liegt unterdessen weiterhin bei den Roten Khmer. Obwohl Sihanouk noch kürzlich versichert hatte, er habe sich nun „endgültig von ihnen losgelöst“, ließ er jetzt durchscheinen, daß er einer Beteiligung junger Kader der Roten Khmer an einer zukünftigen Regierung durchaus zustimmt. Mit einer Liste der im neuen Kamputschea unerwünschten Roten Khmer fordert er lediglich den Ausschluß der für den Völkermord verantwortlichen alten Garde Pol Pots. Damit will Sihanouk offensichtlich verhindern, daß ein anhaltender Guerillakrieg durch die Roten Khmer den Vietnamesen im neuen Kamputschea einen Vorwand für einen eventuellen Wiedereinmarsch geben könnte. Viele jedoch fürchten, daß sich die Roten Khmer trotz dieser Strategie nicht wirklich verändern werden. Daß diese Furcht nicht unbegründet ist, weiß auch der Prinz. „Kamputscheas Zukunft“, so erklärte er kürzlich, „hängt von der internationalen Isolation der Roten Khmer ab. Solange China und Thailand ihre Unterstützung für die Roten Khmer nicht aufgeben“, so der Mann, der Kamputschea wohl als einziger Frieden bringen kann, „wird das Problem nicht gelöst werden.“