Neukaledonien bleibt gespalten

Mehrheit für neues Inselstatut / Geringe Wahlbeteiligung  ■  Aus Paris Georg Blume

Die Pariser Kommentatoren waren großzügig: Sie schenkten den Sieg bei der Volksabstimmung über die Zukunft der französischen Pazifikkolonie Neukaledonien dem Kanankenführer Jean-Marie Tjibaou. In den mehrheitlich von Kanaken bewohnten Regionen auf Neukaledonien sprachen sich die Wähler zu durchschnittlich 80 Prozent für ein klares Ja zum neuen Inselstatut aus. Im Gegensatz dazu stimmten aber die Bewohner der Inselhauptstadt Noumea, hauptsächlich französische Siedler, zu über 60 Prozent dagegen. Neukaledonien bleibt somit eine geteilte Insel.

„Die Sache ist gelaufen. Die Demokratie hat gesprochen. Das Statut ist nunmehr französisches Gesetz.“ Derart begrüßte der französische Premierminister Michel Rocard das Ergebnis. Im Mutterland Frankreich hatten sich 80 Prozent der Wähler für und 20 Prozent gegen das Statut ausgesprochen, das eine Umstrukturierung der Institutionen, größere Autonomie und höhere Subventionen für die Kanaken und ein Unabhängigkeitsreferendum in zehn Jahren auf Neukaledonien vorsieht. Sozialist Rocard ist dennoch der große Wahlverlierer: Rekordtief der Wahlbeteiligung (37 Prozent) zeigte an, daß der Großteil der Franzosen seinem Wahlaufruf nicht gefolgt war.

Der Führer der rechtsradikalen „Front National“, Jean-Marie Le Pen erklärte, das Wahlergebnis als Erfolg seiner Partei darzustellen. „Mit 20,5 Prozent 'Nein'-Stimmen bestätigt die Front National, daß sie die erste Oppositionspartei ist“. Als einzige französische Partei hatte die „Front National“ ihre Wähler aufgerufen, mit „Nein“ zu stimmen.