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Ecco l'Uomo. Benvenuto

■ Paolo Conte singt heute abend, 20 Uhr, in der Glocke

Vor genau einem Jahr machte der 51jährige Paolo Conte, Komponist, Sänger und Pianist aus dem Piemont, seine erste Tournee durch die Bundesrepublik. Immer noch gilt er als „Geheimtip“, obwohl sich die Zeichen mehren, daß Frauen und Männer reiferen - aber auch jugendlichen - Alters diesem Mann auf der Spur sind. Dem Mann, dem es sicht-und hörbar gelingt, mit seinen jazzigen und südamerikanischen Rhythmen urwalddunkle Erotik zu beschwören. Sein Stilgemisch aus Nachtbar, Tango, Rumba, in Eigenkompositionen verwandelt zu etwas ganz Neuem, mit rauher Stimme hervorgekeucht und in Arrangements von seltener Perfektion präsentiert - das weckt archaische Erinnerungen an ein mythisches Bild von Männlichkeit, dem Softies, Chauvies, Feministen und Muttis Lieblinge nicht den Whiskey reichen können. Im Zeitalter der Volksgesundheit und Androgynität ist diese verqualmt -erotische Männerstimme wie ein Lockruf an das verruchte Weib.

Sybille Simon-Zülch

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