Es ist was im Bush: Contras, Irangate, Chile...

Der neue Präsident der Vereinigten Staaten war früher Chef des CIA / In der Öffentlichkeit stellte er sich als Mann vor, der über die „dirty tricks“ seiner Angestellten nichts wußte / Blasser Karrierist oder gewiefter Politiker? /Die Rolle von Bush bei Irangate umstritten  ■  Aus Washington Stefan Schaaf

Für die eine Gruppe seiner Gegner ist George Bush ein blasser Karrierist, der sich Zeit seines Lebens von mächtigeren Politikern von einem Posten auf den nächsten hat befördern lassen. Andere Widersacher halten ihn für einen gewieften Akteur, der das Spiel hinter den Kulissen mit Perfektion betreibt und sich nie hat erwischen lassen.

Während des Wahlkampfes wurde von der „dunklen Vergangenheit“ des ehemaligen CIA-Direktors gewarnt: Die Kenntnis politischer Geheimaktionen mache Bush zum potentiellen Opfer von Erpressungsversuchen anderer Regierungen oder Gruppen, die bei solchen Aktionen mitgewirkt haben. George Bush wurde von Präsident Ford im November 1975 zum neuen CIA-Direktor ernannt. Als er sein Amt im Januar 1976 antrat, durchlief die „Agency“ ihre bisher tiefste Krise. Im Gefolge des Watergate-Skandals und der Untersuchungen zweier Kongreßausschüsse über CIA -Aktionen im In- und Ausland war der Geheimdienst unter schweren Beschuß geraten. Bush wird zugutegehalten, das er in dem knappen Jahr an der Spitze des CIA seine alten Freunde im Kongreß besänftigte und den Geheimdienst vor deren Zorn bewahrt hat. Der CIA war damals tief in den geheimen Krieg der von Südafrika unterstützten UNITA gegen Angolas Befreiungsbewegung MPLA verwickelt. Obwohl der Kongreß im Dezember 1975 jegliche CIA-Unterstützung für die UNITA sperrte, wurden noch im Februar 1976 siebzig Tonnen Waffen an die Rebellen geliefert. In Bushs knapp einjährige Amtszeit als CIA-Direktor fiel auch das Attentat des chilenischen Geheimdienstes gegen den ehemaligen Botschafter Chiles in Washington, Orlando Letelier. Der CIA, so ein Artikel in der Oktoberausgabe des linken Monatsmagazin „Mother Jones“, wußte von der Präsenz zweier dubioser chilenischer Militärs in der US-Hauptstadt, ging jedoch nicht gegen sie vor, um die Zusammenarbeit mit dem chilenischen Geheimdienst nicht zu gefährden.

Bis auf die spärlichen und geschönten Details über sein Jahr an der Spitze des CIA, die Bush in seiner Autobiographie preisgibt, hat er sich zu diesen Vorfällen nicht ausgelassen. Die „Mother Jones„-Autoren Scott Armstrong und Jeff Nason beschreiben ihn als einen Mann, der den Geheimdienst vor einem neugierigen Kongreß vertrat 51mal trabte Bush in jenem Jahr zu Anhörungen ins Kapitol -, selbst aber über die schmutzigeren Aktionen der „Agency“ möglichst nichts wissen wollte. Wenn es Nachforschungen gab, so stellte er sicher, daß möglichst wenig verwertbares Material aus dem CIA-Hauptquartier in Langley nach draußen drang. Gegen die gleiche Wand von Dementis, die ein die Verantwortung tragender, doch letztlich uninformierter George Bush um sich gebaut hat, sind auch die Nachforschungen über Bushs Verhältnis als CIA-Chef zu Panamas Diktator Manuel Noriega gerannt, ebenso wie die Versuche, Bushs Rolle im Iran-Contra-Skandal genauer zu ermitteln. Mehrere Bush-Mitarbeiter, vor allem sein Stabschef Donald Gregg, waren tief in die illegale Nachschuboperation für die nicaraguanischen Contras verwickelt. Auf noch größere Schwierigkeiten sind Journalisten gestoßen, die Bushs Rolle bei dem angeblichen Versuch der Reagan-Kampagne des Jahres 1980 untersuchen wollten, einen noch perfideren Geisel-Deal mit dem Iran abzuschließen. Mehrere Zeitungen haben in den letzten Wochen die These untersucht, ob dem Iran damals Waffen versprochen wurden, falls Khomeini die 52 Geiseln aus der Teheraner US -Botschaft nicht an den um seine Wiederwahl kämpfenden Präsident Carter freiließe. Die Außenpolitik Georg Bushs wird sich in ihrer Zielsetzung wenig von Ronald Reagans Politik unterscheiden, doch wird sie in weniger ideologischem Gewand daherkommen und weniger heftigen Schwankungen unterworfen sein. Unvorstellbar wäre es, daß ein George Bush mit Michail Gorbatschow in Reykjavik ernsthaft über die Abschaffung aller Atomwaffen verhandelt hätte, wie es Reagan tat, oder daß er nur aufgrund eines persönlichen Drahts zu Gorbatschow eine fundamentale Revision seiner Sowjetpolitik vornähme. „Der Kalte Krieg ist nicht vorüber“, warnte Bush noch Ende Juli. US-Unterstützung der Contras habe einen „prominenten Platz auf seiner Tagesordnung“, erklärte er am Mittwoch.