piwik no script img

Alles kaputt

■ Grüner NRW-Landesvorstand zurückgetreten

Stell Dir vor, ein ganzer Landesvorstand tritt zurück - und es fällt niemandem auf. Nun, zumindest dieses Schicksal bleibt dem grünen Landesvorstand Nordrhein-Westfalens erspart. Nichts sagt über die Amtszeit dieser Truppe mehr aus, als die Tatsache, daß ein Rücktritt wegen finanzieller Schlampereien zum eigentlichen politischen Höhepunkt dieses Gremiums gerät und als erster „Schritt für eine neue politische Kultur“ bemüht wird. Ein knappes Jahr lang begnügte sich dieses Führungsgremium damit, politisch nur ja nicht aufzufallen - manche der Vorstandsmitglieder können bei diesem Versteckspiel sogar schon auf eine mehrjährige Praxis verweisen -, und nun soll das Eingeständnis, nicht mal die Verwaltung der Partei geregelt bekommen zu haben, auch noch Chancen zum Neuanfang eröffnen? Das verspricht eine mitreißende Show zu werden.

Natürlich war der Rücktritt unumgänglich, und im Vergleich zum Bundesvorstand der Partei mag man sich für diesen Schritt in Nordrhein-Westfalen vielleicht auch zu Recht auf die Schulter klopfen, aber für die Zukunft ist mit diesem Abgang, den einige offenbar zugleich als Basis für die Wiederkandidatur nutzen wollen, nichts gewonnen. Die Misere der nordrhein-westfälischen Grünen kann nur behoben werden, wenn die Partei sich endlich entschließt, profilierte Leute nach Düsseldorf zu schicken, die es nicht schon als Erfolg ansehen, wenn niemand mehr über die Grünen spricht. Ohne eine Satzungsänderung wird das wohl kaum möglich sein, denn die meisten der dazu fähigen Leute sitzen entweder in den Parlamenten, oder sie haben sich, von der Partei nachhaltig frustriert, ins Privatleben zurückgezogen.

Walter Jakobs

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen