PLATZBEDARF

■ Brusbergs Lagergalerie im T.I.P. Wedding

Frederick on horseback“ hat Glück gehabt. Die Skulptur aus bemaltem und beklebtem Holz, die sich als Spielzeug-Version des Reiterstandbildes Friedrich des Großen der mit Ironie getarnten Preußenverehrung für das bürgerliche Wohnzimmer anbietet, braucht nicht in der Dunkelheit eines Depots zu verstauben. Der Amerikaner Jim Lawrence baute „Frederick on horseback“ 1987 für die Berlin-Feier-Ausstellung „Preussische Bilder“ der Galerie Brusberg und noch haben Roß und Reiter für 25.000 DM keinen heimatlichen Stall gefunden. In der neu eröffneten Lagergalerie von Brusberg im Wedding sorgt die Skulptur nun, durch einen Wald Lawrencescher Bäume reitend, für Ausstellungsambiente.

Brusberg hat im Technologie- und Innivationspark Wedding ein oberstes Stockwerk als Lager und Schauraum mit dem Charme eines Möbelhauses ausgebaut. Weit ist der Blick von hier in den Himmel über Ostberlin; eng die kleinen Ausstellungskojen, in denen jetzt Bilder von Walter Stöhrer, Max Uhlig, Heike Ruschmeyer oder Sabine Franek-Koch präsentiert werden. Anders aber als in üblichen Galerie -Ausstellungen lugt hier aus den Ecken, was inzwischen als bloß modische Zeiterscheinung an Interesse verloren hat. In den Winkeln zwischen den Kojen staut sich das breite Angebot, mit dessen Ausstellung jetzt kein Blumentopf zu gewinnen wäre. Von Paul Wunderlich beispielsweise, den die Galerie Brusberg bis 1973 allein vertrat, gibt es grünstichige Schinken aus den sechziger und siebziger Jahren, durch die eine nur im psychedelischen Rausch ertragbare Melange aus Surrealismus und Popart geistert. Oder auch Strandgut der Begeisterungswelle für die Naive Kunst: von Muriel Kalish, die sich von einer Sonntagsmalerin zu einem kristallklaren akademischen Stil gewandelt hat, finden sich ihre statuarischen und rätselhaften Frauenfiguren vor Seenlandschaften.

In Stahlschränken lagern Kleinplastiken und edle Mappenwerke, auf den Regalen stapeln sich Kataloge und die dem Vernissagen-Betrieb unentbehrlichen Gläserkartons; ein Teil der Grafik ist, in Dreckfinger-sicheren Folien verpackt, in Kästen zu durchwühlen. Die Ware Kunst verzichtet auf ihren exklusiven Anschein und zeigt sich kaufhausmäßig. Dies ist, davon überzeugt ein Blick auf die Preise, nicht als Inszenierung der Kunst für jedermann mißzuverstehen.

Katrin Bettina Müller