Cadillacs als Wahlkampfmasse

■ Die BVV-CDU-FDP-Mehrheit verschiebt Entscheidung über Cadillac-Standort / Gartenbau will versetzen / Herr Vostell will stehenbleiben

Sowohl die Begründungen wie auch die Debattenreden von CDU, SPD, AL und FDP zu der von der CDU-FDP-Mehrheit verordneten Gnadenfrist für die Vostell-Plastik (die taz berichtete) ließen erkennen, daß die Bezirksverordneten in Wilmersdorf Wassersuppenköche sind. Sie wissen, daß anderen Ortes die Energie zugeführt wird, und sie sich lediglich darauf beschränken müssen, Luftblasen zu produzieren, Dampf abzulassen.

Die CDU betonte also wiederholt, sie seien keine Kunstrichter, aber das Ding muß weg, wenn nicht heute, dann doch bestimmt morgen, weil sie davon ausgeht, daß die Standortfrage für Vostells Plastik nicht zur entscheidenden Wahlkampffrage werden wird.

Die AL betonte vor allem ihre Lernfähigkeit, mithin ihren Einsatz für den Standort Rathenauplatz, weil sie vor allem in Vostells zubetonierten Cadillacs eine umweltpolitische Metapher sieht, die dort an Ort und Stelle für sie funktionabel ist. Die FDP will ihren „Rathenau“ schon seit 1984 (Drucksache 936) platzmäßig würdigen und zuvor die Plastik in Ruhe zerfallen lassen. Die SPD will auch nicht Kunstrichter sein, meint aber, daß die Betoncadillacs dort stehen bleiben müssen, weil sie sich als diskussionsanregend erwiesen haben.

Herr Hassemer sagte mir gestern zur Beschlußfassung am Telefon, die Entscheidung habe eine gute und eine schlechte Seite. Gut sei, daß er nicht sofort räumen lassen müsse, schlecht, daß er es dennoch tun werden müsse, das Einverständnis Vostells vorausgesetzt. Von den repräsentativen Plätzen, die für ihn vorstellbar seien, mochte er keinen verraten, um nicht jetzt schon schlafende Hunde zu wecken.

Herr Vostell allerdings sagte ebenfalls laut und deutlich am Telefon, er begreife nicht, daß Hassemer andere Standorte suche. Das käme für ihn überhaupt nicht in Frage - was Hassemer auch wisse -, eher werde er die Plastik selbst zerstören.

Qupferdach