Schnapsidee

Berlin(taz) - Nachwachsende Rohstoffe werden seit einigen Jahren als doppeltes Wundermittel gegen die Überschußmisere der EG-Landwirtschaft und die Problematik der endlichen Rohstoffvorräte propagiert. Im Gespräch sind vor allem Zucker, Stärke, Fette, Zellulose und nicht zuletzt Raps- und andere pflanzliche Öle, die insbesondere zum Antrieb von alkohol- und ölgetriebenen Motoren gedacht sind.

Umweltverbände und Biobauern halten nachwachsende Rohstoffe für eine Scheinalternative, die weder die Umwelt noch die Bauern entlasten werde. Der industrielle Pflanzenanbau werde zu einer weiteren Intensivierung der Landwirtschaft und zur Verwendung von noch mehr Agrarchemikalien führen. Die Folge seien Bodenverdichtung und -erosion und eine zusätzliche Belastung des Grundwassers mit Pestizden und Nitraten. Da nachwachsende Rohstoffe nicht zum Verzehr bestimmt sind, befürchten die Umweltschützer, daß zur Düngung verstärkt schwermetallbelasteter Klärschwamm verwendet wird. Die giftigen Metalle und ihre Verbindungen würden unmittelbar im Boden bleiben oder sich über die Rückführung von Abfällen auf den landwirtschaftlichen Anbauflächen anreichern. „Anbauflächen von nachwachsenden Rohstoffen werden zu Abfalldeponien“, resümiert etwa der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in einer kürzlich veröffentlichten Umweltbilanz.

Noch aus einem anderen Grund halten ihre Gegner die landwirtschaftliche Rohstoffproduktion für einen Irrweg. Es sei nämlich keineswegs sicher, daß der Energiegewinn am Ende den für den Anbau und die Verarbeitung notwendigen Energieaufwand deutlich übertrifft. Von den in Mitteleuropa zur Energiegewinnung denkbaren Pflanzen genüge bislang allenfalls die Zuckerrübe dieser Anforderung.

gero