Das Hollerland in akuter Gefahr

■ Gerold Janssen, Deichgraf und Mitglied der Initiative Hollerland, fürchtet Baubeginn

taz: Ihr befürchtet aktuell, daß die Gewoba nun doch im Hollerland mit dem Wohnungsbau beginnt?

Gerold Janssen: Ja. Die politische Entwicklung im Senat und vor allen Dingen im SPD-Landesvorsitz geht ganz klar in eine Richtung, daß man unökologische Politik heute noch sehr viel stärker befürchten muß als vorher.

Ihr hattet Euch von einem Landesvorsitzenden Brückner Schutz versprochen?

Ja, Brückner ist für uns immer ein positiver Mann gewesen.

Habt Ihr konkrete Indizien für einen Baubeginn?

Nein, aber wenn ein Mann wie Dittbrenner als Bausenator jetzt mehr zu sagen haben wird als vorher, dann kann man sich das an fünf Fingern abzählen. Dittbrenner hat schon immer dafür getrommelt, daß das Hollerland für die sogenannten Weißkittel von Mercedes und der Univesität bebaut werden soll.

Wie reagiert Ihr auf diese Gefahr?

Die Bevölkerung hat bisher nicht so recht zur Kenntnis genommen, was da auf uns zukommt. Und sie weiß vor allem auch gar nicht, welche Werte dabei zerstört würden. Deswegen haben wir in diesem Jahr - besonders mit Diavorträgen versucht aufzuzeigen, daß die Biotope um den Holler Wald und die dortigen Wiesen völlig unterbewertet worden sind. Es gibt da neben einem großen Singvögelvorkommen vor allem Pilze, Schmetterlinge und die letzten Bremer Orchideen. Das Gebiet, das für 1.000 Wohnungen herhalten soll, ist nicht nur als Pufferzone zum Naturschutzgebiet wichtig, sondern hat einen solchen Eigenwert, daß es selber unter Schutz gestellt werden müßte.

Ließe sich ein plötzlicher Baubeginn noch aufhalten?

Juristisch nicht. Das ist nur auf politischem Wege möglich. Wenn die SPD immer wieder sagt, sie sei für Ökologie - am Hollerland kann man messen, was diese Beteuerungen wert sind.

Fragen: Dirk Asendorpf