Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge

■ Flüchtlinge in der Kreuzberger Tabor-Kirche sind keine Besetzer, sondern als Gäste willkommen / „Welle der Hilfsbereitschaft“ aus der Nachbarschaft / Forderung nach Stopp der Abschiebungen durch den Senat

„Eine Welle der Hilfsbereitschaft“ registriert Pfarrer Klaus -Ekkehard Gahlbeck, seit in der evangelischen Tabor-Kirche eine Gruppe von Asylbewerbern Zuflucht gefunden hat. Schüler hätten Obst vorbeigebracht, berichtete Gahlbeck gestern der taz, eine nahegelegene Kneipe habe an einem Tag die Verpflegung übernommen, und auch der Pfarrer der katholischen Nachbargemeinde habe geholfen.

Wie berichtet, leben in der Kreuzberger Kirche seit Donnerstag Flüchtlinge aus dem Libanon und aus Syrien, vor allem Palästinenser und Kurden, außerdem Menschen aus Bangladesh. Die mittlerweile 40 bis 50 Flüchtlinge seien keine Besetzer, betont Pfarrer Gahlbeck. Sie seien vielmehr als Gäste in der Kirche.

Alle, darunter Familien mit Kindern, sind früher oder später von der Abschiebung bedroht. Die Flüchtlinge wollen mit ihrer Aktion auf ihren verzweifelten Zustand aufmerksam machen und einen Abschiebestopp des Senats erreichen. Gahlbeck: „Was die Flüchtlinge völlig verrückt macht, ist diese wahnsinnige Unsicherheit.“ Die Aktion wird von verschiedenen Gruppen unterstützt, darunter die „Aktion Fluchtburg“, das „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen“ und die AL. Ziel sei es, so Pfarrer Gahlbeck, „daß der Senat eine Regelung für die Flüchtlinge schafft, daß sie hier bleiben können und nicht in der Ungewißheit leben müssen, in den Bürgerkrieg abgeschoben zu werden“. Der Pfarrer hofft, daß jetzt die West-Berliner Kirchenleitung ein „deutliches Wort“ an den Senat richtet.

Auf einer für Dienstag geplanten Veranstaltung in der Tabor -Kirche erwartet Gahlbeck deshalb ein Mitglied der Kirchenleitung, hofft auch auf eine Teilnahme von Bischof Martin Kruse. Die Veranstaltung wird am späten Nachmittag beginnen und soll es Besuchern auch ermöglichen, mit den Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen. Gahlbeck kann auf einen Beschluß der Synode - des Berliner Kirchenparlaments - vom vergangenen Jahr verweisen, der die Gemeinden auffordert, Flüchtlingen zu helfen.

Die Flüchtlinge in der Tabor-Kirche, bekräftigt Gahlbeck, seien mit Wissen des Gemeindekirchenrates gekommen. In der Kirche gibt es ein provisorisches Matratzenlager, allerdings seien die sanitären Einrichtungen ungenügend. „Den Beteiligten ist klar, daß das eine befristete Sache ist“, sagte Gahlbeck gestern weiter. Der „Maßstab“ seien jedoch die Flüchtlinge selbst, wie lange sie in der Kirche bleiben wollten. „Der Senat muß sich jetzt erklären“, fordert der Pfarrer.

hmt/epd