Menschen bei der Arbeit

■ 16 in das Berufsleben gerade einzugliedernde junge Menschen bekamen gestern , was sie beim Baujubiläums-Fotowettbewerb der Handelskammer verdient hatten

„Der Scheck ist da drin“, sagt der Präses einem skeptisch auf sein Silberpapierpäckchen schauenden jungen Menschen. Der junge Mann hat ein Recht auf seine Skepsis. Er arbeitet in der Werbebranche, und da ist man den Umgang mit Mogelpackungen gewöhnt.

Der junge Mann hat ebenfalls ein Recht auf den DM-2000.- Scheck. Dafür hat er ein Foto gemacht, extra zum Geburtstag des Schüttings (jenes schlicht pompös bürgerlichen Stückchens Architektur am Eingang zur Boettcherstraße). Der nämlich ist seit 450

Jahren stilvoll Herberge der Bremer Kaufmannschaft - ein Anlaß, zu dem die Bremer Handelskammer („seit vielen Jahrzehnten intensiv der Ordnung und dem Ausbau der Berufsausbildung gewidmet“, so Präses Friedo Berninghausen) sich fein etwas ausgedacht hat für die jungen Menschen.

Die durften - insofern Auszubildende aus dem Zuständigkeitsbereich der Kammer - „Fotos aus dem Wirtschaftsleben“ künstlern und dadurch Geld- und Sachpreise für insgesamt 15.000 DM gewinnen.

Der skeptische junge Mann übrigens bekam den hübsch verpackten Scheck für ein Frau-vor-lächelndem-Computer -Bild in der Sparte „Menschen bei der Arbeit“ - einer der drei Themenbereiche, zu denen die 40 teilnehmenden Teenies wettkämpfend

ihre Filme verknipsen durften. Des weiteren: „Produkte und ihre Entstehung“ und „Wirtschafts gebäude“.

Daß, so Berninghausen, „wirtschaftliche Entwicklungen von Menschen bestimmt werden“, hat der Nachwuchs offenbar früh begriffen und ganz bevorzugt die Kollegen abgelichtet. Neun der 16 Preisträger gewannen mit „Menschen bei der Arbeit“, 5 mit „Produkten“, nur 2 mit „Wirtschaftsgebäuden“. Ein Sieg mit Schönheit (Komposition, technische Qualität), Treffsicherheit (Thematisierung) oder Kunst (Aha-Effekt, Überhöhung).

Vergeben wurden die Schecks, Sparbücher, PC-Kurse, Dollorenta Fonds (gemeinsam mit dem Ratschlag, den „am besten gleich wieder zu verkaufen“), Kameras und Radiorecorder nach dem kriterientreuen Urteil einer 5köpfi

gen Jury aus Handelskammer Herren und Fotokunst-Fachmännern. Frauen tauchten lediglich in Form von vier (von 16) Preisträgerinnen und als Preise überreichende und Zeigestöcke schwingende Assistentinnen auf.

Herr Professor Welp, Rektor der Bremer Hochschule für Künste und Jury-Mitglied („Fotoapparate gehören doch zu jeder normalen Familie“) , lobredete sich freundlich holpernd durch's sektgläsertragende Auditorium, lobte die per Wettbewerb geschürte Aufmerksamkeit für „die Charakteristika des Alltags“, sprach von Reportage, Bildersprache, Kunst und Wahrheit. Überhaupt war alles einfach so gut, daß der „Reiz des Mißlungenen“ der Fotosammlung ziemlich abgeht: „Die Jury hatte nicht viel zu lachen.“

pH