Gegen teuren Tiefflieger

■ Schnelle Unterschriftensammlung gegen Milliarden-Aufrüstung der Bundeswehr mit „Jäger 90“ / Am Donnerstag zentrale Demonstration in Hamburg

„Es war noch nie eine Unterschriftensammlung so einfach wie diese.“ Nicht nur Helga Garde, die mit anderen „Mahnwache -Frauen“ in der vergangenen Woche auf dem Marktplatz Unterstützung für einen bundesweiten Aufruf gegen den „Jäger 90“ gesammelt hatte, verbreitete gestern bei einer ersten Bilanz der Aktion Optimismus. Auch der ungekrönte König der Bremer Unterschriftensammler, Ernst Busche, freute sich über die 3.500 Namen, die in knapp zwei Wochen gegen die Milliarden-Aufrüstung der Bundeswehr auf die Listen kamen.

„Die Bevölkerung ist vor allem geschockt vom Preis des Jäger 90“, erklärt sich Helga Garde den schnellen Erfolg. Immerhin können für den Preis eines einzigen dieser neuen lästigen Tiefflieger zehn Kindergärten, zehn Alten

pflegezentren, drei Schulen, eine Sportanlage und 200 Sozialwohnungen errichtet werden. Außerdem ist mit Gorbatschows Popularität auch das Feindbild einer agressiven Sowjetunion in der bundesdeutschen Bevölkerung stark verblaßt.

Insgesamt will die Bundeswehr 200 „Jäger 90“ anschaffen, geschätzter Kostenpunkt 22 Milliarden Mark. Allerdings ist damit zu rechnen, daß der endgültige Preis noch einmal deutlich darüber liegen wird. Zwar behauptet die Bundesregierung, es seien mit den Rüstungsschmieden MBB, Dornier und AEG Festpreise vereinbart, doch dies bezieht sich nicht auf technische Neuerungen, die während der Entwicklungsphase angeboten werden. Beim „Tornado“ hatte sich vom Ansatz bis zur Auslieferung der Preis um 770 Prozent erhöht.

Zu den UnterzeichnerInnen des Aufrufs „Jäger 90 gefährlich, sinnlos und teuer“ gehören neben der gewohnten Liste prominenter Bremer Friedensfreunde auch zwei Mitglieder des Senats und 25 Bürgerschaftsabgeordnete von SPD und Grünen. Bei der mißglückten Party zum 125. Geburtstag der Bremer SPD unterschrieb auch der Parteichef Hans-Jochen Vogel.

Weniger erfolgreich waren dagegen Ernst Busches Telefonate mit Angehörigen der Fraktionen von CDU und FDP. Zwar wünschte ihm zum Beispiel die CDU-Frauenpolitikerin Roswitha Erlenwein „alle Gute bei der friedenspolitischen Arbeit“, unterschreiben mochte sie gegen die Aufrüstungs-Pläne der Bonner Regierung ihrer Partei allerdings nicht. Und ihr Fraktions-Kollege Peter-Michael Pawlik

feindete Busche an: „Ich kenne Ihre politische Einstellung. Mit Ihnen zusammen gehe ich unter keinen Aufruf!“ Nur Annegret Pautzke (FDP) ließ sich überzeugen und setzte ihren Namen auf die Liste.

Am Donnerstag will die norddeutsche Friedensbewegung ihre neue Stärke auf einer zentralen Demonstration in Hamburg unter Beweis stellen. Neben dem Stopp der teuren Pläne für den „Jäger 90“ geht es dort auch um die Forderung nach einem atom- und chemiewaffenfreien Korridor in Mitteleuropa und einer Abrüstung der konventionellen Waffen.

Die Busse fahren in Bremen um 17 Uhr ab ZOB. Karten gibt es für 18 Mark (Verdienende) bzw. 12 Mark (Nicht-Verdienende) beim Bremer Friedensforum, Grünenweg 14.

Ase