Halbprivates Bären-Projekt?

■ Ex-Chef der Künstlerförderung wegen Untreue vor Gericht / Der Initiator der Bären-Plastik-Sitzmöbel soll Einnahme für Privatzwecke verwendet haben

Vor der 20. Strafkammer des Landgerichts begann gestern der Prozeß gegen den ehemaligen Leiter der Abteilung der sozialen Künstlerförderung beim Sozialsenator und Ziehvater von 900 Berliner Plastikbären, Peter Kliem, (CDU) wegen Untreue und unbefugten Führens eines Professorentitels. Kliem wird vorgeworfen, rund 19.000 Mark der zum Kauf der Bären bereitgestellten Gelder für private Zwecke verwendet zu haben. Obwohl dem Angeklagten außerdem unregelmäßige Kontoführung und versuchter Betrug bezüglich zweier weiterer, von ihm unterstützter Kunstprojekte zur Last gelegt wird, regte das Gericht am Ende des gestrigen Verhandlungstages die Einstellung des Verfahrens gegen Geldbuße an. Der Prozeß wird am Donnerstag fortgesetzt.

Peter Kliem, der der Stadt mit seiner Idee der Plastikbären -Sitzmöbel-Produktion zum 750jährigen Stadtjubiläum einen Bärendienst erwiesen hatte, weil die Bären kaum Abnehmer fanden, schob die Schuld dafür gestern seinen politischen Gegnern und der Presse zu. Der einzige, der ihn zu dem Projekt wirklich ermutigt habe, sei der damalige Leiter des Landesamts und jetzige Staatssekretär beim Gesundheitssenat, Müller-Steineck, gewesen. Die Durchführung des Bären -Projekts, dessen Reinerlös den „sozial schwachen Künstlern“ habe zugute kommen sollen, sei jedoch völlig in seine eigenen Hände gelegt worden, erklärte der Angeklagte.

Nach einem von ihm ausgeschriebenen Wettbewerb habe der Bundesverband der Jungen Unternehmer die Schirmherrschaft übernommen, fuhr der Angeklagte fort. Weil die Zeit gedrängt habe und es ihm ohne Anordnungsbefugnis nicht möglich gewesen sei, ein Konto über den Senat zu eröffnen, habe er ein Privatkonto zur Verfügung gestellt. Dieses Konto, auf dem sich rund 26.000 Mark für vorab bezahlte Bären von Interessenten befunden hätten, habe er auch vorübergehend für private Zwecke benutzt. Daß dies unzulässig sei, habe er nicht gewußt, zumal er auch eigene finanzielle Mittel in das Projekt gesteckt hatte.

Kliem gab sich gestern immer noch überzeugt davon, daß die Bären ein voller Erfolg geworden wären, wäre das Projekt nicht von der Presse, allen voran der 'Spiegel‘, madig gemacht worden.

Von den 900 geplanten Bären-Sitzmöbeln waren nur 165 produziert worden, als die Pleite bekannt wurde. Hauptgeschädigter ist der Bären-Hersteller, die Spandauer KKI Kunststoff und Karosseriebau. Sie verlor 225.000 Mark.

plu