Keine Lösung-betr.: dito ("Der Spaß am Konsum darf nicht verlorengehen", taz vom 8.11.88)

betr.: dito

Die Ratlosigkeit der Herren des „Öko-Konsum-Kongresses“ ist ebenso hilflos, wie mutlos, phantasielos wie kraftlos. (...) Die Lösung „jeder fange bei sich selber an“, ist keine Lösung. (...) Man kann von „unten“ nichts fordern, wenn „oben“ schlichtweg alles ignoriert wird.

Ökologen müssen den Mut aufbringen, „heilige Kühe“ zu schlachten und deren „Steaks“ einzeln anbieten. Fangen wir beim Lieblingskind der Nation an: Auto. Da geht im Agrarland Dänemark ein funktionstüchtiges Elektro-Auto in Serie. Größe: Fiat-Bambino, Design: aerodynamische Kunststoffkarosserie, Geschwindigkeit: 100-120 km/h (nix für Raser), Radius: 160 km, Tank: Steckdose, Preis: 6.500 Mark. Und das Ding läuft und läuft und läuft. Nur nicht bei uns. Da darf es nicht laufen. (...) Der TÜV tanzt im Sechseck. Die Lobby unserer Autohersteller steht fest und treu zu deutschen „Stinkern“ nebst ihren dazugehörigen Politikern.

Da finanzieren deutsche Politiker lieber AKWs und WAAs als Solaranlagen auf Hausdächern öko-bewußter Bundesbürger. Die Firma Osram wirbt zwar fernsehweit und lauthals für ihre „Energiesparleuchten“, die lächerlich sind, unterläuft aber im gleichen Zug jedwede Solartechnik vom Stecker bis zum Modul mit Schweinepreisen. Solange eine 60 W-Birne für 1,60 DM zu haben ist, zieht jeder Konsument diese der Energiesparleuchte für 49 Mark vor. Konsumenten können nämlich eines: rechnen (mit Arbeitslosenhilfe!).

Nun zur hauseigenen Chemieschleuder, der Waschmaschine. Was versaut die Flüsse? Die Maschinen etwa? Nein, das Pulver! (...) Wann und wo haben die Grünen einen Gesetzentwurf zum Verbot der Herstellung von Waschpulver vorgelegt? (...)

Thema Plastik. Wer hindert welchen Unternehmer an der Herstellung dieser schrecklichen Becher, Schüsseln und Klapplasten? Warum muß Milch, Saft und Wein in Plastiktüten gefüllt werden? Glas geht doch auch. Wer hindert die Molkereien am Konsum dieser Artikel, die wir - ökologisch bewußte Verbraucher, gar nicht mehr wollen, aber kaufen müssen, weil es nichts anderes gibt? (...)

Und dann lese ich... „institutionelle Lösungen stehen individuellen Lösungen gegenüber“. Lösungen, als ob irgendwas gelöst wäre! Ändert das Angebot - dann ändert sich die Nachfrage. So und nicht anders funktioniert die „freie“ Marktwirtschaft, auf die wir doch soooo stolz sind. Doch von dieser Sache scheinen die „Grünen“ und die Herren „Ökos“ soviel Ahnung zu haben, wie die Kuh vom Eierlegen. Solange in deren Reihen die Feigheit vorm Frontalangriff auf die Verursacher vorwiegt, solange kann niemand ein anderes Verhalten vom Konsumenten erwarten. (...)

Heike Welter, Rimpar

Nachdem mir ökologisch-konsequent-den-ersten-Schritt -machende Freunde fast den letzten Spaß am Autofahren genommen haben, fahre ich ab jetzt mit erleichtertem Gewissen die drei Kilometer zur Arbeit. Mein Beitrag zur Verschlimmerung des Verkehrschaos wird eher zu drastischen Gegenmaßnahmen führen, als mein Idealismus auf dem Fahrrad. Na dann, mit Freuden und Vollgas (verbleit) zum morgendlichen Stau!

Frank C., Kiel