Aus für Integration?

■ Für 21 Integrationsgruppen in Kindergärten laufen zum 30. November die AMB-Stellen der TherapeutInnen aus

Am 1. Dezember ist Schluß mit der „Integration“, dem Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Kindern in Kindergärten. Das jedenfalls befürchten acht TherapeutInnen, die seit zwei Jahren mit ABM-Verträgen in 13 bremischen Kindergärten und 21 Gruppen Sprach- und Bewegungstherapie machen und psychologisch betreuen.

Genau wie in den Integrations-Modellklassen im Grundschulbereich sind auch die Eltern der nichtbehinderten Kinder durchweg von der pädagogischen Arbeit, der besonderen Förderung und dem sozialen Klima in den Gruppen begeistert. Und die acht TherapeutInnen kämpfen nun zusammen mit den ErzieherInnen nicht nur um ihre Stellen, sondern um die Erhaltung des Integrationskonzeptes.

Denn was der Behörde an Lösung und Ersatz vorschwebt, ist Ironie der Geschichte - das, was vor zwei Jahren mit den AMB -Stellen gerade als untauglich abgeschafft wurde: Honorarstellen. Ein privater Träger, wahrscheinlich das Deutsche Rote Kreuz, soll einspringen, würde aber die Therapien mit halbierter Stundenzahl über Honorarstellen abwickeln. „Wir wären dann so eine Art Leiharbeiter“, entrüstete sich gegenüber der taz ABM-Psychologe Joachim Schäfer, „und die Bezahlung für 20 Stunden liegt unter dem Arbeitslosengeld. Das gibt doch ein Kommen und Gehen von Leuten, die eigentlich mühsam und langwierig feste Bezüge zu den Kin

dern aufbauen müssen. Da springt doch sofort jeder ab, der eine bessere berufliche Alternative hat.“ Die Sozialbehörde hat signalisiert, daß sie bis zum Abschluß der Verhandlungen mit dem DRK erstmal selbst auf Honorarbasis weiterarbeiten lassen will - siehe oben. „Die Therapien werden abgebrochen

-aber nicht, weil der Prozeß das erlaubt“, sagt Schäfer, „verpaßte Entwicklungschancen sind nicht ein paar Jahre später einfach nachholbar.“

Daß städtische Aufgaben einem privaten Träger überantwortet werden sollen, kritisieren die TherapeutInnen und appellieren in einem Brief an Sozialsenator Henning Scherf: „Lassen Sie es nicht dazu kommen!“

Ohne die jetzige Minimal-Ausstattung an Stellen und Stunden, so argumentierte Schäfer gegenüber der taz, sei gleich Zweierlei zu erwarten: Die Kinder, die geistig behindert oder von Behinderung bedroht sind, die körperlich oder mehrfach behindert sind oder als verhaltensgestört gelten, sie alle werden in den Vorschul-Gruppen zu „Beistell -Kindern“, die notdürftig versorgt, aber nicht mehr wirklich einbezogen. „Dazu kommen dann noch die sogenannten normalen Kinder“, so Schäfer, „die in bestimmten Stadtgebieten mit sozialen Brennpunkten auch auf der Kippe stehen und dringend Betreuung und Hilfe brauchen. Das ist bisher in den Gruppen nicht nur möglich, sondern dringend nötig gewesen.“ S.P