Gezielte Aktion

■ Kudamm-Ausstellungstafel über jüdisches Leben von unbekannten Tätern zerstört / Bereits der zweite Fall

Schon zum zweiten Mal haben Unbekannte eine der 32 Stelltafeln zerstört, die die Geschichtswerkstatt am Kurfürstendamm aufgestellt hatte, um an das jüdische Leben in der Straße zu erinnern. Am Mittwoch abend entdeckten die Initiatoren, daß an einer Tafel offenbar gezielt Texte und Bilder abgerissen und zerstört wurden.

Wie Gisela Hahn von der Geschichtswerkstatt bestätigte, war eine andere Tafel bereits am Montag beschädigt worden. Die Ausstellung trägt, wie berichtet, den Titel “...als wäre es nie gewesen. Jüdisches Leben am Kurfürstendamm“. Sie will an ausgewählten Orten entlang dieser Straße an die Vielfalt jüdischen Lebens in Berlin und die Vernichtung und Ermordung der Juden erinnern.

Die Auswanderung von Juden nach Palästina war das Thema der jetzt zerstörten Tafel. Sie stand an der Ecke Meinekestraße, Kurfürstendamm. Hier, im Haus Meinekestraße 10, arbeitete das Palästina-Amt der (zionistischen) Jewish Agency. Das Amt existierte bereits vor 1933 und konnte noch bis 1941 etwa 50.000 Menschen zur Auswanderung verhelfen. Neben einer Karte von Palästina hatte die Ausstellungstafel die Arbeit des Palästina-Amtes dargestellt. Die akribische Art, mit der Texte und Bilder zerstört worden sind, deutet auf eine gezielte Aktion hin.

Die bereits am Montag beschädigte Tafel vor dem Haus Kurfürstendamm 141 sei vermutlich weniger zielgerichtet zerstört worden, schätzte gestern eine Mitarbeiterin der Werkstatt. Diese Plakattafel erinnerte an jüdische Heimatvereine und an die jüdische Emigration aus Osteuropa im 19.Jahrhundert.

Anlaß der Ausstellung war der 50.Jahrestag der Pogrome gegen Juden in der Nacht vom 9. auf den 10.November 1938. Die Geschichtswerkstatt darf die Ausstellung mittlerweile bis zum 26.November verlängern, bislang galt der 19.November als Ausstellungsende.

hmt