Klares Votum

■ Pakistan stimmt gegen Zia-Clique

Die Trennung von Staat und Religion gehört zu den prononciertesten Programmpunkten der Bhutto-Partei, die als stärkste Fraktion aus den pakistanischen Wahlen hervorgegangen ist. Mit diesem Votum haben die pakistanischen WählerInnen nicht nur gegen den aus den Golfstaaten importierten puritanischen Fundamentalismus des verstorbenen Diktators Zia-ul-Haq gestimmt, sondern auch gegen das Bündnis zwischen Klerus und einflußreichen Militärs, gegen fanatisierte Kadergruppen, die seit Jahren durch blutige Fraktionskämpfe den Betrieb an Schulen und Universitäten zum Erliegen gebracht haben, aber auch gegen die fortgesetzte Unterstützung der radikal –fundamentalistischen Lobby des afghanischen Widerstands mit US-finanzierten Waffenlieferungen.

Nach elfjähriger Militärdiktatur haben sich die pakistanischen WählerInnen für eine Rückkehr zu einer demokratischen Staatsform entschieden. Entschieden haben sich die Wähler einer per definitionem islamischen Nation für eine Frau an der Spitze ihres Staates – so will es scheinen. Dazu bedarf es indes noch der Rückkehr zur unter Zulfikar Ali Bhutto verabschiedeten Verfassung von 1973, die die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau erst garantiert. Ob sich mit Benazir Bhutto an der Spitze eines islamischen Staates auch die Situation der Frauen ändert, bleibt zweifelhaft. An der ökonomischen Abhängigkeit der pakistanischen Frauen von ihren Familien wird sich ebensowenig ändern wie an der ökonomischen und strategischen Abhängigkeit Pakistans von den USA und den Golfstaaten.

Simone Lenz