Großkeilerei in Hamburg

Demonstration der Friedensbewegung endet mit Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Protestlern / Aktion gegen „Nordatlantische Versammlung“  ■  Aus Hamburg Kai von Appen

Im Verlauf einer Großdemonstration der Hamburger Friedensbewegung gegen die in der Hansestadt tagende „Nordatlantische Versammlung“ ist es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und DemonstrantInnen gekommen. Bei der fast einstündigen Straßenschlacht auf dem Rathausmarkt wurden nach letzten Meldungen 70 Personen verletzt. Die Demonstration, zu der ein breites Spektrum aufgerufen hatte (Kirchen, Sozialdemokraten, Grüne, Antiimperialisten und Autonome), war zunächst friedlich verlaufen. Die Polizei - es waren ca. 2.000 Beamte im Einsatz - ließ den Zug der über 10.000 TeilnehmerInnen auf dem Rathausmarkt aufmarschieren. Dieser durch das Bannmeilengesetz geschützte Platz war erst am Nachmittag durch das Verwaltungsgericht bis auf einen kleinen „Sperrgürtel“ freigegeben worden.

Im Verlauf der Rede des stellvertretenden schleswig -holsteinischen SPD-Landesvorsitzenden Willy Pieczyk wurde Leuchtspurmunition gegen die Rathausfassade und die Nato -Beflaggung abgeschossen. Die Polizei griff mit Schlagstöcken ein. Auf dem Rathausmarkt entwickelte sich eine regelrechte Keilerei, bei der Polizei und Demonstranten mit Knüppeln und Latten aufeinander einschlugen. Erst als sich die Polizei, die die Kundgebung für aufgelöst erklärte, hinter die Absperrgitter zurückzog, konnte die Atmosphäre einigermaßen befriedet werden. Die Demonstration löste sich dann wenig später einige Straßen weiter auf.

Innensenator Werner Hackmann stellte sich gestern hinter seine Polizeiführung, die sich demnächst wegen des Hamburger Kessels gerichtlich verantworten muß. Der Einsatz zum Schutz der Flaggen sei nach Auffassung Hackmanns „mehr als verhältnismäßig“ gewesen. Hingegen verurteilten die VeranstalterInnen das Einschreiten als „Angriff auf die Demonstrationsfreiheit.“