Ein Mann nach Maß

Carl-Ludwig Wagner, der designierte Vogel-Nachfolger in Rheinland-Pfalz, ist bereits vorher durch Affären belastet  ■ P O R T R A I T

Berlin (taz) - Die Einschätzung von Symphatisanten, Dr. Carl -Ludwig Wagner sei ein „Landesvater nach Maß“, könnte sich, so mutmaßen andere, noch als sehr doppeldeutige Parole herausstellen. Denn für die „Spenden-Oase“ Rheinland-Pfalz, wo der frühere Ministerpräsident und jetzige Kanzler Kohl sich vor einem Untersuchungsausschuß mit einem „black-out“ herausreden konnte, ist Wagner möglicherweise tatsächlich ein Mann nach Maß. Zur Zeit ermittelt jedenfalls die Koblenzer Staatsanwaltschaft gegen ihn und seinen früheren Kabinettskollegen Kurt Böckmann. Wagner soll im Zusammenhang mit der Vergabe einer Konzession für die Spielbank Mainz/Trier/Bad Ems Spenden für die CDU und die maroden landeseigenen Staatsbäder akquiriert haben. Den Zuschlag für die Konzession im März 86 erhielt jedenfalls zu zwei Dritteln eine Bewerbergruppe mit besten Beziehungen zu Partei und einzelnen Funktionsträgern. Der Baulöwe Schröder, nebenbei auch Pächter des defizitären Staatsbades Bad Ems, machte - ohne dazu verpflichtet zu sein - 1,5 Millionen für den Finanzminister locker, die dieser am Parlament vorbei ins Staatsbad steckte. Angeblich völlig unabhängig von dieser Gefälligkeit erhielt Schröder 33 % der Spielbankanteile. 22 % der Anteile gingen an den Lebensmittelmilliardär Kipp, der ebenfalls zufällig im selben Jahr 100.000 DM an die CDU hatte überweisen lassen. Der dritte im Bunde ist der mittlerweile wegen einer Betrugsgeschichte in U-Haft sitzende Verleger Kentsch, der über beste persönliche Kontakte zum neuen Superstar Wilhelm verfügt. Laut 'Spiegel‘ hat Wilhelm sich als Fraktionsvorsitzender für Kentsch stark gemacht - Kentsch besorgte dafür einen Ausbildungsplatz für den Wilhelm -Nachwuchs. Das reichte immerhin für 11 % an den Spielbankanteilen. Allerdings ist man in Mainz offenbar guter Hoffnung, daß Wagner und Wilhelm heil aus der Geschichte herauskommen. Wagner hat sowohl in der Parteispendenaffäre als auch in einem Skandal bei der Sanierung der Landesbank, die sich bei der „Deutschen Anlagen-Leasing“ verspekuliert hatte, viel Geschick bewiesen und seine Weste sauber halten können. So setzt er auch jetzt darauf, daß das Spielbanken-Ermittlungsverfahren gegen ihn in Kürze eingestellt wird. Das würde die SPD aber kaum davon abhalten, einen Untersuchungsausschuß einsetzen zu lassen Wagner als ideeller Albrecht-Nachfolger.Jürgen Gottschlich