Irlands Sport-Trinker in Gefahr

Dubliner Richter entzieht den Clubs die Alkohollizenzen  ■  PRESS-SCHLAG

Solange ich denken kann, spiele ich am Sonntagmorgen eine Runde Golf“, sagt Johnny Wilson. „Danach gehe ich dann ins Clubhaus und trinke ein paar Pints, bis es Zeit für das Mittagessen ist.“ Wir sitzen im viktorianischen Clubhaus des Clontarf Golf Club in Nord-Dublin, einem der ältesten Clubs Irlands. Die Anlage wurde 1898 gebaut. Ich habe mir eine Krawatte geliehen. Auf die Etikette legt man großen Wert, nicht nur hier in Clontarf: im vornehmen Portmarnock wurde der beste Golfspieler Europas, der Spanier Ballesteros, aus dem Clubhaus verwiesen, weil er keinen Schlips trug. Selbst wenn die Golfspieler nur eine kurze Kaffeepause einlegen wollen, müssen sie sich umziehen.

Frauen können in keinem der 35 Golfclubs in Dublin ordentliche Mitglieder werden, höchstens assoziierte. Daher können sie auch nicht an den Vereinswahlen teilnehmen. „Das hat doch nichts mit Sexismus zu tun“, verteidigt Johnny Wilson seinen Club. „Viele Frauen, aber auch Studenten und untere Einkommensschichten könnten sich den vollen Mitgliedsbeitrag gar nicht leisten. Außerdem können diese Leute doch während der Woche an Vormittagen spielen, wenn die Vollmitglieder arbeiten.“

Doch Sonntags ist Familientag. Die Gäste-Bar in Clontarf ist voller Frauen und Kinder, während Daddy eine Runde Golf spielt. Aber die Idylle ist in Gefahr. Ein Dubliner Bezirksgericht hat dem Club die Verlängerung der Lizenz zum Alkoholausschank verweigert. Allerdings teilt der Club dieses Schicksal mit hunderten anderer Sportvereine in Dublin, denen Bezirksrichter Ruane Verstöße gegen das Vereinsgesetz vorwirft.

Laut Vereinsgesetz gibt es nur drei Arten von Mitgliedschaft: Vollmitglieder, Mitglieder auf Zeit und Ehrenmitglieder, die alle das Wahlrecht im Verein genießen. Clontarf etwa hat dem noch zahlreiche Sondermitgliedschaften hinzugefügt: Halbtags-, Studenten-, Fünftage- und assoziierte Mitglieder, die kein Wahlrecht besitzen, wohl aber die Bar benutzen dürfen. Ein besonderer Vorteil dieser Club-Tränken sind die häufigen Sondergenehmigungen zum Überschreiten der Polizeistunde. Es gibt sogar eine „Clubhaus-Mitgliedschaft“ für Leute, die sofort die Bar ansteuern, ohne sich durch eine Runde Golf unnötig zu ermüden.

Mister Ruane will nun einen Präzedenzfall schaffen. Er habe in Dublin keinen einzigen Club gefunden, der sich an das Vereinsgesetz hält, erklärte der Richter. Deshalb habe er keinem Club die Alkohollizenz verlängert.

Ralf Sotscheck