Nicaragua entläßt inhaftierte Rechte

25 prominente Oppositionelle aus der Haft entlassen  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

In Nicaragua hat ein Richter am Freitag die Freilassung von 25 Oppositionellen verfügt, die am 10.Juli anläßlich einer Demonstration im Städtchen Nandaime im Süden des Landes festgenommen worden waren. Damals wurden zahlreiche Personen verletzt, als die Polizei steinewerfende und mit Knüppeln bewehrte Demonstranten mit Tränengas auseinandertrieb. Gegen 13 Opposionelle läuft ein Strafverfahren wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“ weiter. Unter ihnen befinden sich die Chefs der Rechtsopposition Agustin Jarquin, Miriam Argüello, Carlos Huembes und Roger Guevara. Agustin Jarquin, dessen Parteigenosse Juan Marcos Herrera und Miriam Argüello, die Präsidentin einer der Konservativen Parteien, waren schon am Dienstag überraschend aus gesundheitlichen Gründen aus der Untersuchungshaft freigelassen worden. Alle drei wurden gegen Bürgschaft, aber ohne weitere Auflagen auf freiem Fuß gesetzt. Regierungsfunktionäre haben bereits durchblicken lassen, der Fall könne durch Begnadigung gelöst werden.

Jarquin dankte der katholischen Kirche, Kardinal Obando, den Präsidenten von Costa Rica, El Salvador und Guatemala „und Helmut Kohl, unserem Freund“, für ihre Fürsprache.

In Oppositionskreisen wurde die überraschende Freilassung der prominenten Häftlinge als politische Geste interpretiert. Denn die Wiederaufbauhilfe nach dem verheerenden Hurrikan vom Vormonat fließt bisher sehr zögernd. Die Regierung dürfte sich nach dieser Maßnahme mehr Freigebigkeit der reichen Länder versprechen. Nicaraguas Vizepräsident Sergio Ramirez war bei seiner jüngsten Reise in der Bundesrepublik von Arbeitsminister Blüm mit Hinweis auf die Gefangenen von Nandaime nicht empfangen worden.

Die Oppositionellen, die dem äußerst rechten Spektrum der nicaraguanischen Polit-Szene angehören, sprachen von weiteren Protestaktionen in der Zukunft, verzichteten aber diesmal auf Aufrufe zum Sturz der Sandinisten. Sie klagten über die Qualität der Gefängniskost, in der Regel aber seien sie gut behandelt worden. Reißerische Berichte über Folter und Repression gegen die „Helden von Nandaime“, mit denen die rechte Tageszeitung 'La Prensa‘ mehrmals aufgemacht hatte, konnten sie nicht bestätigen.