Aus Tokio zum Einkauf nach Oberhausen

Kanadisches Konsortium plant den Bau des 8.Weltwunders an der Emscher: das größte Einkaufs- und Vergnügungszentrum der Erde / Kunden aus Übersee und Bottrop sollen im Wellenbad segeln und einkaufen  ■  Aus Oberhausen Petra Bornhöft

„Bochum kann ganz easy mit New York mithalten“, sang Tana Schanzara, bekannte Schauspielerin aus dem Ruhrgebiet, am Sonntag im ZDF - und irrte sich gewaltig. Oberhausen wird Bochum und dem Rest der Republik die Show stehlen. Rund um den Erdball werden Plakate für den „Trip nach Oberhausen“ werben. „Ohne wenn und aber“ wird sich Oberhausens Oberstadtdirektor Uecker für die Pläne des kanadischen Konsortiums „Triple Five Corporation“ einsetzen. Das Unternehmen will ab 1990 auf dem ehemaligen Thyssen -Stahlgelände das größte Einkaufs- und Vergnügungszentrum der Welt bauen.

Gigantisch sind die Pläne für das Projekt „Triplehausen“, die vierzig kanadische und zehn einheimische Planer in den nächsten Wochen konkretisieren wollen. Auf dem 100 Hektar großen Gelände, direkt am Rhein-Herne-Kanal gelegen, sollen 600 000 Quadratmeter zitadellenförmig überdacht werden. An den Ecken will Triple die vier größten Kaufhäuser der Bundesrepublik ansiedeln. Im Innern soll Platz geschaffen werden für 800 Läden, 110 Restaurants, Haifisch-Becken, Science-fiction-Museum, Minigolf, Kinos und Schwimmbäder.

Vom Einkauf erholen kann man sich beim Segeln und Surfen im Wellenbad. 20 000 Parkplätze und 5000 Hotelbetten komplettieren das Angebot. Auch das Transportproblem für die jährlich erwarteten 15 Millionen Kunden aus Europa, Übersee und Bottrop - OB van den Mond: „Leute aus London und Lissabon kommen dann mal eben rüber zu uns, um Minigolf zu spielen und einzukaufen“ - glauben die Kanadier gelöst zu haben: Sie erwarten eine eigene Abfahrt vom Emscherschnellweg zum „Euromall und Fantasyland“, einen S -Bahn-anschluß zum Düsseldorfer Flughafen und einen eigenen Hafen.

Vom Rhein über den Kanal zum Hafen von Triplehausen schippern und dort den Koffer im Wasserhotel abstellen, heißt die Devise. Von dort führt der Weg über unterirdische Kanäle direkt zum shopping. Welcher Art die Schiffe sein werden, weiß man in Oberhausen noch nicht. Die Bunte Liste rechnet mit drei U-Booten.

Kritik an dem „Wahnsinnsprojekt“ hat bisher nur der lokale Einzelhandelsverband geübt. Er fürchtet den „Abzug der Kaufkraft aus der Region“. Das NRW-Wirtschaftsministeriums empfing die Kanadier „wohlwollend“ und schwärmt von der „großen Imagewerbung für das Ruhrgebiet“.

Die SPD-regierte Stadt (derzeit 12.000 Arbeitslose) gerät angesichts der drei Milliarden Investionen und der in Aussicht gestellten 20.000 Arbeitsplätze ins Schwärmen. „Das wäre schon enorm und wir werden sehr sensibel reagieren“, meint auch ein Ratsmitglied der Bunten Liste, die in Kürze ihre Position festlegen will.

Das Vorbild von Triplehausen steht in Edmonton, Kanada. Angesehen hat es sich noch keiner der begeisterten Parlamentarier Innen. Dazu OB van den Mond: „Wir haben doch kein Geld in der Stadtkasse. So ganz verstehen wir immer noch nicht, was da geplant wird.“ Allerdings: Thyssen hat das Gelände angeblich noch nicht verkauft. Deshalb muß der Oberstadtdirektor einräumen: „Ob wir ein Weltwunder in unsere Stadt bekommen, entscheidet sich in ein paar Monaten.“